Hochschule unterstützt HAW-Forderungen

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Die Rektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg, zu denen auch die Hochschule Offenburg gehört, fordert vom Land mehr Geld und Planungssicherheit.

Winfried Lieber fordert die Landesregierung auf, ihrer hochschulpolitischen Verantwortung gegenüber der nächsten Fachkräftegeneration gerecht zu werden.//Foto: HS Offenburg

Nur so könnten die HAW ihrer wichtigen Rolle gerecht werden und sich den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen erfolgreich stellen, hieß es bei der jährlichen Klausurtagung zur Begründung.

Im Einzelnen fordern die HAW, die rückläufige Finanzierung der vergangenen Jahre durch zusätzliche 1000 Euro im Jahr pro Studentin und Student zumindest teilweise zu kompensieren. Zudem sollten alle befristeten Programmmittel in die Grundfinanzierung, das sogenannte Plankapitel der HAW, überführt werden. Und in Zukunft sollte es eine jährliche Dynamisierung der dann erreichten Gesamtfinanzierung auf auskömmlichem Niveau um drei Prozent geben, um nicht erneut in die Probleme einer schleichend rückläufigen Finanzierung zu geraten.

Schon vor mehr als einem Jahr hatten die HAW gegenüber dem Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf die negativen Folgen des aktuellen Finanzierungskonzepts – eine Steigerung der Grundfinanzierung aller Hochschulen um jährlich drei Prozent – hingewiesen. Diese habe insbesondere für die Hochschulen erhebliche Nachteile, die die ambitionierten hochschulpolitischen Ziele des Lands durch die Entwicklung zusätzlicher, attraktiver und zukunftsorientierter Studienangebote maßgeblich getragen haben – und das sind vor allem die HAW. Das Ergebnis im Vergleich zu 2007: Einer stark gestiegenen Studierendenzahl – an der Hochschule Offenburg hat sie sich nahezu verdoppelt (SS 2007 2088, SS 2019 4112), vielen befristeten Stellenverhältnissen und einem starken Aufgabenzuwachs an allen HAW stehen inflationsbereinigt auf Seiten der Landesfinanzierung jährlich rund 1000 Euro weniger pro Studentin und Student gegenüber, was einem Rückgang von etwa 15 Prozent entspricht.

Die Entscheidung des Wissenschaftsministeriums 2016 zur Bund-Länder-Vereinbarung, zehn Prozent der Bundespaktmittel in den neuen Fonds „Erfolgreich Studieren in Baden-Württemberg (FESt-BW)“ einfließen zu lassen, hat die Finanzsituation noch verschärft. Dies trifft die ausbaustarken Hochschulen – und damit Offenburg – ganz besonders. So werden der Hochschule, durch die Kürzung der Bundesmittel, ungebundene Mittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für die Infrastruktur des Studienbetriebs entzogen. Da die Hochschule Offenburg in der wettbewerblichen Ausschreibung des FESt-BW überaus erfolgreich ist, bekommt sie das Geld zwar wieder zurück, nur eben jetzt zweckgebunden.

„Eigentlich sind die Aufgaben und Perspektiven der HAW noch nie so groß und spannend gewesen, wie heute“, erklärte Winfried Lieber, seit mehr als 20 Jahren Rektor der Hochschule Offenburg und langjähriges Vorstandsmitglied der HAW-Landesrektorenkonferenz, im Rahmen der Klausurtagung. „Um diese jedoch nutzen zu können, muss das Land den Rahmen schaffen, die Finanzierung deutlich erhöhen und planungssicher machen. Die Bundesregierung hat in ihrer Vereinbarung mit den Ländern deutliche Zeichen gesetzt. Jetzt ist es auch an Baden-Württemberg, diese Signale an die Hochschulen weiterzugeben und damit seiner hochschulpolitischen Verantwortung gegenüber der nächsten Fachkräftegeneration gerecht zu werden.“ Er bezog sich damit auf den kürzlich erzielten Abschluss des „Zukunftsvertrags Studium und Lehre stärken“. Darin verpflichtet sich der Bund, von 2021 bis 2023 jährlich 1,88 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Ab 2024 wird die Summe auf 2,05 Milliarden Euro steigen. Die Länder steuern jeweils dieselbe Summe bei. Der Vertrag schließt an den auslaufenden Hochschulpakt 2020 an, dessen Gelder gerade für die ausbaustarken Hochschularten von großer Bedeutung sind. „Ein erfolgreicher Abschluss der aktuellen Finanzierungsverhandlungen im Sinn unserer Forderungen ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Hochschulen ein absolutes ‚Muss‘!“, betonte auch der Vorsitzende der HAW-Landesrektorenkonferenz, Bastian Kaiser.

Die Mitglieder der Hochschulräte, die Aufsichtsrätinnen und -räte der Hochschulen, unterstützen die Forderungen der HAW ebenfalls: Diese seien angesichts der aktuellen Lage dringend geboten und mindestens angemessen, erklärten sie. Die oft aus Unternehmen im Land kommenden Hochschulrätinnen und Hochschulräte betonten die besondere Bedeutung der Innovationspotentiale der HAW-Forschung und deren Transferleistungen, die gerade der mittelständischen Wirtschaft den Rücken stärkten.

Info

Mehr als ein Drittel der Studierenden in Baden-Württemberg sind an HAW eingeschrieben – darunter jede zweite zukünftige Ingenieurin und Ökonomin und jeder zweite zukünftige Ingenieur und Ökonom sowie mehr als zwei Drittel der ebenfalls dringend benötigten Fachkräfte in sozialen Berufen. Während die Bedeutung der HAW in anderen Bundesländern offenbar erkannt wurde und durch zukunftsorientierte, deutlich gesteigerte Finanzierungsmodelle sowie strategische und strukturelle Entscheidungen und Gesetzesnovellierungen gestärkt wurde, droht Baden-Württemberg den Anschluss zu verlieren.