Rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer waren in den großen Hörsaal der Hochschule gekommen, um bei der Premiere dabei zu sein. Zunächst stellte SWR-Moderatorin Evelyn König in ihrer Funktion als „Botschafterin“ von „morocco formare“ den gemeinnützigen Verein, zu dessen Gunsten das Schachspiel versteigert worden war, kurz vor. Der Kontakt zwischen Verein und Hochschule war über die Initiative GREENLIGHT zustande gekommen, in der Studierende ein Mädchen-Internat in Marokko mit Photovoltaik-Anlage ausgestattet und so 180 Mädchen den Besuch der Mittelschule ermöglicht hatten. Und so ließen sich natürlich auch Waltraud Sternemann, die Ehefrau des erkrankten „morocco formare“-Geschäftsführers Dr. Karl-Heinz Sternemann, Prof. Dr. Michael Schmidt von der Hochschule Offenburg sowie Dagmar Kögel und Nicole Sprecher, Schirmherrin und Geschäftsführerin der Versteigerungsplattform „united charity“, die Partie nicht entgehen.
Prof. Dr. Ulrich Hochberg zeigte vorab noch einen kurzen Film über den Werdegang Sweatys, der immerhin amtierenden Weltmeister der fußballspielenden humanoiden Roboter ist und auch schon einmal das Hochschulorchester dirigiert hat. „Eine der größten Herausforderungen beim Schachspiel ist, das Sweaty die Figuren erkennt“, erläuterte er. Daran hatte sein interdisziplinäres Studierenden-Team noch das ganze Pfingstwochenende gearbeitet. Und nachdem die Programme des Roboters neu hochgefahren waren, konnte es dann endlich losgehen.
Sweatys menschlicher Gegner war Michael Maly aus München. Der Hobbyschachspieler ohne Deutsche Wertungszahl, der beruflich aus der Softwareentwicklung kommt, hatte sich im Vorfeld keine großen Chancen ausgerechnet. Und er sollte recht behalten. Nach rund einer Dreiviertelstunde und einem laut Maly „eigenen blöden Fehler“ setzte der Roboter den Menschen schachmatt. Doch das spielte für keinen der Beteiligten an diesem Tag eine Rolle.
Info
Fähigkeiten die Sweaty für das Schachspiel gelernt hat – autonom die Umgebung (das Schachbrett, die Figuren, den Gegner) zu erkennen, Entscheidungen zu fällen (nächste Züge) und Figuren sanft greifen setzen zu können – brauchen humanoide Roboter auch in vielen anderen Bereichen. Schließlich sollen sie künftig überall dort zur Anwendung kommen, wo andere, einfachere Maschinen ungeeignet sind. Im häuslichen Umfeld könnten humanoide Roboter beispielsweise als Haushaltshilfen eingesetzt werden, die älteren Menschen den Umzug in ein Altersheim ersparen – und sei es auch nur für einige wenige Monate. Das spart viel Geld und erhöht die Lebensqualität. Und auch in unwegsamem Gelände oder gefährlichen Umgebungen könnten humanoide Roboter eingesetzt werden, um Menschen zu entlasten oder sie nicht in Gefahr zu bringen. Noch ist die Entwicklung allerdings bei weitem nicht fortgeschritten genug, weder von Seiten der Informatik und Elektrotechnik noch von Seiten der Mechanik und des Maschinenbaus. Und so diente das Schachspiel dazu, den Stand der Technik zu testen und Studierende anzuspornen, sich mit der komplexen Materie vertraut zu machen.