Neuentwicklung unterstützt Skispringerinnen und Skispringer in Wettkampf und Training

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Maschinenbau-Student der Hochschule Offenburg entwickelt und konstruiert automatisches Videoerfassungssystem.

Eine Kamera ist auf eien Skisprungschanze ausgerichtet
© Hochschule Offenburg

Das von Maschinenbau-Student Thies Schöchlin entwickelte automatische Videoerfassungssystem wurde bereits an der Skisprungschanze in Hinterzarten montiert und die ersten Aufnahmen sind vielversprechend.

Noch ist die Saison 2024/25 mit ihren Höhen und Tiefen für die deutschen Skispringerinnen und Skispringer nicht zu Ende, da richtet sich der Blick der Verantwortlichen bereits auf die nächste Saison: Beim Höhepunkt, den olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo im Februar 2026, soll es schließlich wie schon so oft Medaillen für das deutsche Team geben. Dazu kann unter anderem eine exakte Videoanalyse von Anfahrt, Absprung und Übergang in die Gleitphase im Wettkampf, aber vor allem im Training beitragen. Bislang brauchte es dafür allerdings immer eine Person, die den Athleten oder die Athletin vom sogenannten Trainertisch in der Höhe des Absprungs mittels Kamera oder Handy filmte. Diese zusätzliche Person ist im Training, aber nicht immer verfügbar. Daher hat die Hochschule Offenburg in Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Freiburg und der Firma Maxon Motor in Sexau eine automatische Einheit zur Videoerfassung im Skisprung entwickelt und konstruiert. Mitte Februar wurde diese an der Schanze in Hinterzarten montiert und erste Aufnahmen wurden bereits ausgewertet.

„Zunächst mussten wir die Schwenkbewegungen einer menschlichen Person, die den Skisprung filmt, analysieren, um die Bewegung der Kamera entsprechen anpassen zu können“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Günther Waibel. Basierend auf diesen Erkenntnissen hat Maschinenbau-Student Thies Schöchlin, im Rahmen seines Praxissemesters im Wintersemester 2023/24 bei Maxon, in Zusammenarbeit mit Philip Deimling und Peter Huber von der Steuerungstechnik von maxon, eine motorisch betriebene Kamera-Nachführeinheit entwickelt und realisiert. Diese ermöglicht eine automatische Videoerfassung des Absprung-Ablaufs. Dabei wird die Aufnahme durch das Signal einer in die Anlaufspur integrierten Lichtschranke gestartet. Die Bewegungstrajektorie der Kamera muss durch die Steuerung der Motoren an die Anfahrtsgeschwindigkeiten der Athleteninnen und Athleten angepasst werden. Anschließend fährt die Kamera automatisch in ihre Ausgangsposition zurück. „Der hohe Automatisierungsgrad und die konstante Bewegungstrajektorie der Kamera ermöglichen nun auch eine bessere Vergleichbarkeit von Aufnahmen verschiedener Sprünge. Das was bisher bei den von Menschen gemachten Aufnahmen nicht gegeben, da es bei immer Ungenauigkeiten aufgrund der menschlichen Bewegung gab“, freut sich Dr. Walter Rapp, der Verantwortliche für Trainingswissenschaft/Biomechanik am Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald, neben der Einsparung von Personal auch über einen Mehrwert in der Datenanalyse.

Noch ermitteln die Beteiligten die beste Position für das Videosystem an der Skisprungschanze in Hinterzarten, aber die ersten Aufnahmen sind vielversprechend. Und es gibt weitere Projekte an der Hochschule Offenburg in Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Freiburg. So waren Prof. Dr. Jörg Ettrich und sein Team aus Mitarbeitenden und Studierenden im Projekt „WindSim“, an der Entwicklung einer Flugsimulationsanlage beteiligt, die es ermöglichen soll, dass Skispringerinnen und Skispringer ihre Position während der Flugphase simulieren und optimieren können. Auch gibt es in Kooperation mit dem OSP-Freiburg und Prof. Dr. Steffen Willwacher und dem Institute for Advanced Biomechanics and Motion Studies am Campus West immer wieder interessante Fragestellungen die eine enge Verzahnung von Mechanik, Biomechanik und der Sportpraxis im Hochleistungssport betreffen.