„Feldheizung“ nennt Gantert sein System, das aus einer Speicherpatrone und einem Ständer mit integriertem Ventilator besteht. Ganterts System könnte in Krisengebieten eingesetzt werden, in denen Menschen in Zelten Zuflucht finden. Er hat das System zum Patent angemeldet und stellt es nun der Öffentlichkeit vor – zuletzt dem Emmendinger CDU-Landtagsabgeordneten Marcel Schwehr.
Das schwere Erdbeben in Nepal zu Jahresbeginn hat ihm die Idee geliefert: Hesso Gantert arbeitete zu der Zeit im Projekt „Industry on Campus“ mit, bei dem die Nutzung der Abwärme von Biogasanlagen im Vordergrund stand. „Mobile Wärme“ hieß das Teilprojekt – und als Gantert die Bilder der Menschen in Nepal im Fernsehen sah, machte er sich Gedanken, wie man deren Situation in der kalten Jahreszeit mit einfachen und kostengünstigen Mitteln verbessern könnte: „Hier in Europa haben wir eine perfekte Infrastruktur – doch was ist mit all jenen Menschen, die in Lagern leben müssen, die dort im Winter fast erfrieren?“ Der aus Elzach stammende Hesso Gantert hat in seinem Labor an der Hochschule Offenburg getüftelt und eine einfache, speicherbasierte Heizung geschaffen, die in Krisengebieten ohne Infrastruktur eingesetzt werden kann. Basis für die Wärmegewinnung sind Zeolith-Kügelchen. „Zeolith ist ein äußerst poröses Silikat – das Mineral kommt sowohl in natürlicher Form als auch künstlich hergestellt vor“, erklärt der 50-Jährige, der an der Hochschule Offenburg Verfahrenstechnik studiert und im Anschluss den internationalen Masterstudiengang „Energy Conversion and Management“ absolviert hat – jetzt ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik.
Wenn die Kügelchen, die an winzige Schwämme erinnern, mit Wasser in Berührung kommen, entsteht Wärme – die ideale Basis für eine einfache, kompakte und portable Heizung. „Unsere Feldheizung heizt nicht, indem etwas verbrannt, sondern indem zuvor gespeicherte Energie freigesetzt wird.“ Für etwa eine Nacht und ein Zelt, das mit rund 20 Personen belegt ist, reiche eine Speicherpatrone aus. „Wenn die Patronen verbraucht sind, werden sie eingesammelt, zurückgebracht und wieder aufgeladen.“ Eingespeist wird die Wärme in entwickelten Regionen, freigesetzt wird sie dann in Gebieten, in denen Krisen oder Kriege herrschen. Einmal mit Energie geladen – in dem Fall den Zeolith-Kügelchen – können die Patronen so über eine lange Zeit gelagert werden, da bei dieser Speicherart keinerlei Verluste auftreten. „Dadurch, dass die Wärme nicht durch Verbrennung entsteht, muss den Zelten keine zusätzliche Luft zugeführt werden, genauso wenig muss Abgas abgeführt werden. Die Zelte können also geschlossen bleiben, Wärmeverluste werden damit minimiert“, erklärt Hesso Gantert.
Die Feldheizung bietet gegenüber konventionellen Heizsystemen jedoch noch weitere wesentliche Vorteile: „Die Feuchtelast in den Zelten wird reduziert – eine Person setzt je nach Konstitution 1 bis 1,5 Liter Wasser pro Tag über Atmung und Transpiration frei“, so Gantert. Dieses Wasser werde durch den Adsorptionsprozess, der der Feldheizung zugrunde liegt, gebunden. „Aber auch die Luftqualität wird wesentlich verbessert. Feststoffe wie Ruß, Feinstäube, aber auch Pollen, Milben oder Allergene werden ausgefiltert, die Ausbreitung von Keimen, Bakterien oder Viren wird gehemmt. Selbst unangenehme Gerüche werden reduziert. Somit leistet die Feldheizung auch einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse.“ Die Bedienung der Feldheizung ist laut Gantert einfach: „Der einfache Aufbau erlaubt es auch Menschen mit wenig technischem Verständnis, das Gerät zu bedienen – die ideale Voraussetzung für den weltweiten Einsatz in Krisengebieten.“
Im Sommer hat Gantert seine Feldheizung zum Patent angemeldet und möchte das System nun der Öffentlichkeit vorstellen: Hierzu hat er etwa den Emmendinger CDU-Landtagsabgeordneten Marcel Schwehr am Freitag an die Hochschule Offenburg eingeladen, um die Funktionsweise der kleinen, handlichen Speicherheizung zu erläutern. Gantert und die Hochschule Offenburg erhoffen sich von Besuchen dieser Art Kontakte und die Verbreitung der Idee. Marcel Schwehr zeigte sich nach seinem Besuch beeindruckt von der Idee: „Es ist faszinierend, welche Möglichkeiten zur Hilfe sich mit einfachen Mitteln realisieren lassen.“