Ein besonderes Jubiläum feiert in diesem Jahr Professor Elmar Bollin von der Hochschule Offenburg: Rektor Prof. Dr. Winfried Lieber überreichte ihm die Dankesurkunde des Lands Baden-Württemberg für 40 Jahre Tätigkeit im Öffentlichen Dienst. Grund genug, um einen Blick auf den Werdegang des bekannten Energieforschers und Hochschullehrers zu werfen, der bis heute immer einen Schritt voraus ist.
Bereits während seines Maschinenbau-Studiums an der Universität Karlsruhe trat Elmar Bollin Ende der 1970er-Jahre als studentische Hilfskraft in den Öffentlichen Dienst ein. In dieser Zeit entwickelte der Markgräfler auch seine Leidenschaft für die Erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz. „Die Proteste gegen das geplante Kernkraftwerk Wyhl haben mich als Student zum Nachdenken gebracht“, erinnert sich der heute 65-Jährige. Und so begann er seine Ingenieurlaufbahn 1982 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im neugegründeten Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Als erster Mitarbeiter der Abteilung Systemtechnik unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Schmid, dem späteren Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWES) in Kassel und Bremerhaven, erlebte er die spannenden Aufbaujahre der Solartechnik hautnah mit. Unter anderem hat er mit ISE-Kollegen Deutschlands erste netzparallele Photovoltaik-Anlage in München installiert. Und als das Thema Erneuerbare Energien nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl Ende der 1980er-Jahre erstmals von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, zog Elmar Bollin mit seiner Familie bereits in ein eigenes solarbeheiztes Haus. Zudem entwickelte er eine damals bahnbrechende „Transparente Wärmedämmung“ von Gebäuden mit und war mit dieser von Chile bis China weltweit im Einsatz.
Leiter des Instituts für Angewandte Forschung
1993 erhielt er den Ruf an die Hochschule Offenburg, wo er die Fachgebiete Solartechnik, Regelungstechnik, Haustechnik und Gebäudeleittechnik in der Lehre vertrat. Unter anderem leitete er das Diplom-Studienprogramm Versorgungstechnik und das Bachelor-Studienprogramm Energiesystemtechnik. Seit 1999 ist Professor Bollin in der Forschung der Hochschule Offenburg aktiv. In einer Zeit wo das Thema weitestgehend wieder aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwunden war, gründete er die Forschungsgruppe Nachhaltige Energietechnik (NET) und leitete zahlreiche nationale und landespolitische Forschungsprojekte im Bereich der Solaren Wärmeversorgung und Gebäude-Energieeffizienz. Seit 2011 ist Professor Bollin Leiter des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) der Hochschule, das für den Service und die Administration aller Hochschulforschungsprojekte zuständig ist. Im vergangenen Jahr konnten die Hochschulforscher insgesamt 7,5 Millionen Euro für neue Forschungsvorhaben einwerben. Und als 2011 die Atomkatastrophe von Fukushima die Bevölkerung wieder für das Thema Erneuerbare Energien sensibilisierte, war Professor Bollin gedanklich schon einen Schritt weiter: Im Jahr 2012 gründete er das heute größte Forschungsinstitut der Hochschule, das Institut für Energiesystemtechnik (INES), in dem derzeit acht Professoren und mehr als 20 wissenschaftliche Mitarbeiter an Systemen zur Steigerung der Energieeffizienz sowie der Nutzung erneuerbarer Energien planen, forschen und entwickeln. 2016 übergab er die INES-Leitung an Prof. Dr. Wolfgang Bessler. Seit 2001 füllt Professor Bollin zudem die Senatsbeauftragung „Ethikbeauftragter der Hochschule Offenburg“ als Zusatzfunktion aus. Er ist im wissenschaftlichen Beirat des Referats für Technik- und Wissenschaftsethik des Lands Baden-Württemberg und Gründungsmitglied des 1996 gegründeten Arbeitskreises für Nachhaltige Energiewirtschaft NEW der Fachhochschulen Baden-Württembergs.
Und auch nach 40 Jahren voller Aufs und Abs brennt der 65-Jährige nach wie vor für sein Fachgebiet. „Wenn man ein Thema über einen so langen Zeitraum mit Leidenschaft verfolgt, zehrt das natürlich auch. Aber das ist normal und gehört dazu“, sagt er. „Die Entwicklung lässt sich nicht mehr aufhalten und im Vergleich zur vergangenen Zeit steht Deutschland heute im Großen und Ganzen gut da“, ist der Vater zweier Töchter und vierfache Großvater überzeugt. 40 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien, Tendenz steigend, und auf Minimalenergienutzung ausgelegte Neubauten seien doch positiv. „Natürlich hätte ich mir das alles noch schneller und besser gewünscht, aber es bewegt sich wirklich viel – auch dank Fridays for Future“, blickt Professor Bollin optimistisch in die Zukunft. Nur für die Solar-Industrie sei es immer noch schwierig, obwohl sie dringend gebraucht würde. Und so hat er der Jubilar unter anderem noch diesen Wunsch: „Mehr Unterstützung aus der Politik!“