Wer auf dem neuesten Stand der Medizinforschung sein möchte, für den ist das "New England Journal of Medicine" (NEJM) Pflichtlektüre. Der Mediziner Andreas Otte hat in der jüngsten Ausgabe des NEJM innerhalb einer wissenschaftlichen Diskussionsrunde (N Engl J Med 2013; 368:482-484) in einem Kommentar zum Thema der tiefen Hirnstimulation (Hirnschrittmacher) bei der Parkinson-Krankheit auf die medizintechnischen Herausforderungen und Entwicklungspotentiale dieser neuen Therapieoption auch bei anderen Erkrankungen wie Epilepsie oder Dystonie hingewiesen.
Zwei Doktoranden an der Universität Groningen
Das Thema trifft genau seinen Forschungsschwerpunkt Neurowissenschaften: "Meine Forschungsfelder in diesem Bereich beziehen sich unter anderem auf das funktionelle Neuro-Imaging bei verschiedenen Indikationen, zum Beispiel traumatische Hirnschädigung, HWS-Schleudertrauma oder Morbus Alzheimer", berichtet Andreas Otte, der in diesem Bereich auch zwei Doktoranden am Zentrum für "Nuclear Medicine & Molecular Imaging" an der Universität Groningen in den Niederlanden mitbetreut. Darüber hinaus stehen Hirnschrittmacher im speziellen Fokus von Ottes wissenschaftlichem Interesse. "Während Herzschrittmacher schon lange im Einsatz sind, haben Hirnschrittmacher erst vor wenigen Jahren Einzug in die Kliniken gefunden", sagt Otte. "Es ist wünschenswert, dass Hirnschrittmacher irgendwann so alltäglich werden, wie Herzschrittmacher", fügt er hinzu. Denn mit den pulsierenden Stromschlägen, die das Gerät in einem erkrankten Gehirn abgebe, könne man Krankheiten wie Parkinson oder Epilepsie heilen. Doch bei der Einführung der Schrittmacher-Sonde können auch Bakterien ins Gehirn gelangen - unter anderem zu dieser Problematik hatte Otte seinen Kommentar an das NEJM geschickt.
Fachmagazin wird in 177 Ländern gelesen
"Vieles liegt noch im Argen, aber die Forschung läuft auf Hochtouren, damit für die Betroffenen mit gestörten zerebralen Funktionsläufen eines Tages Hoffnung besteht", sagt Otte. Wenn es einen Durchbruch in diesem Bereich gibt, dann wird im "New England Journal of Medicine" darüber berichtet. Wöchentlich wird es von mehr als 600.000 Medizinern in 177 verschiedenen Ländern gelesen.
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Über das New England Journal of Medicine: Das "New England Journal of Medicine" (NEJM) erscheint einmal in der Woche und wurde im Jahr 1812 vom Bostoner Arzt Collins Warren gegründet. Es gilt als das renommierteste medizinische Fachmagazin. Über Wichtigkeit und Ansehen eines Fachjournals gibt der sogenannte "Journal Impact Factor" Auskunft. Er ist Kennzahl dafür, wie oft eine Zeitschrift in anderen Fachmagazinen zitiert wird. Das NEJM liegt mit einem "Journal Impact Factor" von 53,289 Punkten (ISI Web of Knowledge) vor "Science" (31,201), "Nature" (36,280) oder "The Lancet" (38,278).
Über Professor Dr. Andreas Otte: Professor Dr. Andreas Otte studierte und promovierte im Fach Humanmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und spezialisierte sich 1999 zum Facharzt für Nuklearmedizin. 2002 bis 2009 war Otte Visiting Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Gent in Belgien. Andreas Otte ist Autor zahlreicher medizinisch-wissenschaftlicher Bücher und Publikationen. Nach der Facharztweiterbildung war Otte über sechs Jahre als Leiter des Funktionsbereichs "Zentrales Nervensystem IV, Internationale Medizinische Forschung", bei Gödecke, einem pharmazeutischen Unternehmen der Pfizer Gruppe, tätig. Dann folgten mehrere Jahre im Zentrum Klinische Studien am Universitätsklinikum Freiburg, zuletzt als stellvertretender Leiter des Zentrums. Seit dem Wintersemester 2010/11 ist Andreas Otte Professor für Biomedizinische Systemtechnik im Studiengang Medizintechnik an der Hochschule Offenburg.