Grenzüberschreitende Forschungskooperationen am Oberrhein

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Die Veranstaltung "Marktplatz Industrie 4.0" am Mittwoch auf dem Campus Offenburg hat gezeigt, dass die anwendungsorientierten Hochschulen Garanten für die Innovationskraft der trinationalen Region Oberrhein sind.

Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer (li.) und Hochschulrektor Winfried Lieber informieren sich auf dem Marktplatz Industrie 4.0 über grenzüberschreitende Forschungsprojekte am Oberrhein (Foto: Hochschule Offenburg)

Wissenschaftsmarkt, Projekte, Diskussionen: Fünf Hochschulen aus der trinationalen Oberrheinregion präsentierten am Mittwoch auf dem Offenburger Hochschulcampus eine Reihe von zukunftsweisenden, teils grenzüberschreitenden Forschungsaktivitäten und Kompetenzen aus dem Bereich "Industrie 4.0".

Vor insgesamt 72 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung zeigte sich Hochschulrektor Winfried Lieber "tief beeindruckt von der Bandbreite der präsentierten Themen". Diese würden den Standortvorteil am Oberrhein widerspiegeln: "Hier schaffen es Partner aus drei Ländern, ein hochkomplexes Thema in gemeinsamen Projekten zu schärfen und weiterzuentwickeln."

Die anwendungsorientierten Hochschulen seien "Garanten für die Innovationskraft". Besonders träfe dies auf die Vielzahl von Forschungsprojekten in Kooperation mit den kleinen und mittleren Unternehmen in der Region zu, hob Lieber vor den Versammelten Vertreterinnen und Vertretern aus Hochschulen sowie Industrie und Industrieverbänden hervor.

"Der Austausch in der Oberrheinregion ist in Bewegung", bilanzierte Nathalie Gartiser vom Institut National des Sciences Appliquées (INSA) aus Strasbourg: "Sowohl in Forschung als auch Ausbildung müssen wir uns aber noch stärker mit den Anforderungen der Industrie 4.0 befassen - um den kleinen und mittleren Unternehmen den Übergang in die digitale Welt zu erleichtern."

"Gerade kleine und mittlere Unternehmen benötigen dringend intelligente, digitale Produktionsverfahren, um in Zukunft nicht abgehängt zu werden", sagte auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Im Rahmen des INTERREG-Projektes "UpperRhine 4.0 - Trinationales Kompetenznetzwerk Industrie 4.0" stellten die Partnerhochschulen aus der Nordwestschweiz, Frankreich und Deutschland ihre aktuellen Entwicklungen und Projekte aus allen Bereichen der Industrie 4.0 vor, bei denen es im Kern darum geht, die kleinen und mittleren Unternehmen der Region fit für den Übergang zur Industrie 4.0 zu machen. Schäfer unterstrich die Bedeutung des Interreg-Projekts für die Region: Die Veranstaltung vom Mittwoch verdeutliche die Vorteile der europäischen Integration anhand konkreter und vor allem praxisrelevanter Projekte, so Schäfer.

Angesichts von Rechtspopulismus und einer zunehmenden Europaskepsis betonte sie: "Erst Europa macht solche Projekte möglich." Was die Projektpartner auf die Beine gestellt hätten zeige ganz deutlich, "dass wir gemeinsam mit Europa besser sind, als alleine. Gerade die Grenzregionen haben keine Nachteile von Europa, sie profitieren von der Gemeinschaft." Das Interreg-Programm habe insgesamt 110 Millionen Euro für grenzüberschreitende Projekte in die Region gebracht: "Solche Erfolge müssen stärker an die Öffentlichkeit getragen werden."

Am Oberrhein gibt es auf relativ kleinem Raum eine ganz besonders hohe Dichte an Wissenschaftsakteuren. Zudem weise die Region eine überdurchschnittlich hohe Wirtschaftskraft von rund 245 Millionen Euro auf. Grenzüberschreitende Projekte und Kooperationen, wie man sie am Mittwoch in Offenburg besichtigen konnte, würden dieses enorme Potenzial spiegeln.

Reges Treiben war auf dem Marktplatz mit Infoständen zu verzeichnen. Im Foyer des D-Gebäudes präsentierten sich wissenschaftliche Projekte der Hochschulen Offenburg, Karlsruhe und Furtwangen sowie der Fachhochschule Nordwestschweiz und dem INSA Strasbourg. Auch die Allianz der Hochschulen für angewandte Wissenschaften am Oberrhein, TriRhenaTech, präsentierte grenzüberschreitende Projekte der beteiligten Hochschulen.

"Heute haben wir die Gelegenheit zum Austausch gut genutzt", bilanzierte Vasco Brummer, Forschungskoordinator am Institut für Angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Offenburg. "Durch die tollen Exponate konnte die angewandte Forschung sehr anschaulich vermittelt werden, gerade auch in Richtung Politik." Zudem hätten die Beteiligten intensiv Gebrauch gemacht von der Möglichkeit, Netzwerke zu knüpfen: "Auch neue Ideen für gemeinsame Projekte wurden bereits gesponnen."

Die Hochschule Offenburg etwa zeigte mit dem Forschungsvorhaben "Virtuelle Fabrikplanung" und "Endurance Low Cost Drone" gleich zwei konkrete Gemeinschaftsprojekte mit dem INSA aus Strasbourg. Darüber hinaus präsentierten die Offenburger die folgenden Projekte: Sichere Kommunikationslösungen für Industrie 4.0, Vernetzte Produktion durch MES, Intelligenter Spritzguss, Additive Manufacturing and Rapid Tooling, Machine Learning and Data Analytics, Autonomes Fahren, Daten und Robotik, Digitaldruckverfahren von Keramikfarben.

Das INSA Strasbourg zeigte neben dem Gemeinschaftsprojekt "Endurance Low Cost Drone" die Themen "Der digitale Zwilling" sowie der "Kobotik in der Produktion". Von der Hochschule Furtwangen stammte der Beitrag "Highly Available Smart Factories in the Cloud"; Die Fachhoscuhle Nordwestschweiz war mit den Projekten "Industrie 4.0 an der FHNW" sowie "Cyber Physische Systeme CPS in der Gießerei-Industrie" in Offenburg vor Ort. Die Hochschule Karlsruhe stellte einen "automatisierten Professor" vor, der Zusammenschluss TriRhenaTech präsentierte den Pipe Crawler und andere grenzüberschreitende studentische Projekte.