Alessia Magni fährt jeden Tag mit dem Fahrrad von Rammersweier nach Offenburg - im Vergleich zu Mailand, wo sie ihren Bachelor in Energietechnik gemacht hat, sind die Wege zwischen Kinzig und Reben kurz und die Straßen ungefährlich. An der Hochschule Offenburg studiert sie seit einem Jahr den Masterstudiengang "Energy Conversion and Management" - Vorlesungen und Seminare sind größtenteils auf Englisch. "Ich wollte in Deutschland meinen Master machen, um mein Deutsch zu verbessern - doch ein Studiengang nur in deutscher Sprache erschien mir zu schwierig", sagt die 24-Jährige in nahezu akzentfreiem Deutsch. Bei der Recherche auf den Webseiten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) sei sie dann auf Offenburg gestoßen. "Es ist eine tolle Möglichkeit, dass ich hier gleichzeitig mein Englisch und mein Deutsch verbessern kann."
"Hier in Offenburg hilft uns jeder"
In Offenburg gefällt es ihr gut, ein bisschen erinnert sie die Ruhe und Beschaulichkeit im Weinort Rammersweier an ihr Heimatstädtchen Montevecchia, zwischen der Großstadt Mailand und dem Comer See gelegen. Sie wohnt in einer Wohngemeinschaft im Haus einer Familie in Rammersweier, fühlt sich dort bestens aufgehoben. "Mein Vermieter hat mir ein Rad besorgt und immer wenn ich einen Platten oder Probleme mit dem Rad habe, kümmert er sich", erzählt sie und klingt zufrieden. Als in der Prüfungszeit ein Mitglied des Offenburger Senior Service vor der Tür stand und Schokolade vorbeigebracht hat, war sie einfach nur überrascht: "Das ist schon klasse, wie sich hier alle um uns kümmern - in Mailand war ich nur eine Matrikelnummer und hier hilft uns jeder. Meine Wohnung habe ich über die Hochschule bekommen und bei allen Fragen kann ich mich an unsere Studiengangkoordinatorin Alexandra wenden - sie hat immer eine Lösung und die Professoren nehmen sich immer Zeit, wenn wir Fragen haben."
Gute Studienleistungen und soziales Engagement
Nach dem Bachelorabschluss in Mailand hat sie ein Jahr lang in einem Ingenieurbüro gearbeitet, das Wasserkraftwerke geplant und entwickelt hat. Nach dem Master in Offenburg kann sich Alessia Magni vorstellen im Bereich der Müllverarbeitung zu arbeiten, sich damit zu beschäftigen, wie Müll gut sortiert wird. "Ich war ganz schön überrascht, dass hier in Offenburg der Biomüll nicht getrennt wird", sagt sie. Bei ihr daheim in Oberitalien gebe es ein strenges Mülltrennsystem - im Gegensatz zum Süden. Sicher weiß die 24-Jährige aber noch nicht, in welchen Bereich sie gehen möchte und ob sie in Deutschland bleibt, wenn sie in einem Jahr fertig ist mit dem Studium. Den diesjährigen DAAD-Preis erhält Alessia Magni für ihre sehr guten Leistungen im Studium und für ihr soziales Engagement - vor ihrer Offenburger Zeit war sie etwa als Freiwillige zusammen mit jungen Menschen aus aller Welt in Hannover und in Marburg, wo sie sich sowohl in einem Kindergarten und einer Grundschule als auch im Naturschutz engagiert hat. Und daheim in Oberitalien hat sie jeden Samstag Nachhilfe in den naturwissenschaftlichen Fächern gegeben - für ausländische Schüler, die nicht gut Italienisch konnten. Am Freitag kommt ihr Vater eigens aus Oberitalien in die Oberrheinhalle um dabei zu sein, wenn seine Tochter den DAAD-Preis bekommt.
Über den DAAD-Preis: Der mit 1000 Euro pro Hochschule dotierte DAAD-Preis, der seit mehr als zehn Jahren vergeben wird, soll laut Deutschem Akademischen Austauschdienst dazu beitragen, den großen Zahlen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen Gesichter zu geben und sie mit Geschichten zu verbinden. Damit werde deutlich, dass jeder einzelne ausländische Studierende ein Stück von Deutschland in seine Heimat mitnimmt und etwas von sich in Deutschland lässt - eine Bereicherung für beide Seiten.