Bulgarische Schüler begeistert von Roboter

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Professoren, die bulgarisch sprechen, Roboter, die Fußball spielen und tanzen und ein rasant wie autonom fliegender Helikopter - 21 Schüler aus der Stadt Ruse in Bulgarien haben jüngst die Hochschule Offenburg besucht. Die Jugendlichen im Alter von 15 Jahren sind derzeit im Rahmen eines Austauschaufenthalts an  der  Realschule Oberkirch und waren begeistert von der innovativen Hochschule.   

© Möller

Ein straffes Programm absolvieren die Jugendlichen von der Friedrich-Schiller-Schule in Ruse in Bulgarien bei ihrem Aufenthalt im Ortenaukreis mit dem Besuch des Landratsamts, an der Hochschule Offenburg und am nächsten Tag dann im Europapark Rust. Eine Woche lang sind die 21 Schüler und ihre beiden Lehrerinnen bei 23 Gastfamilien der Realschule Oberkirch untergebracht. Der vom damaligen baden-württembergischen Finanzminister Willi Stächele initiierte Austausch hat sich mittlerweile zu mehr als einer Schulpartnerschaft entwickelt. Und auch an der Hochschule Offenburg, wo die Schüler zum Essen eingeladen waren, sind für sie mit Präsentation, Film und Rundgang die Stunden vor Ort durchgetaktet.

„Was ist Biomechanik?“ So lautete eine der Fragen, mit der Nicole Diebold, Verantwortliche für  Schulkooperationen am MINT-College, die bulgarischen Schüler bei der Vorstellung der Hochschule zum Antworten und Nachfragen einlud. Nachdem die Jugendlichen den Image-Film gesehen hatten, ging sie auf die Historie, Struktur, Fakultäten und die einzelnen Studiengänge ein. Auch das Einstiegssemester StartING und den neuen KOMBI-Studiengang sprach Diebold an. „Vielleicht sehen wir uns in vier Jahren an der Hochschule wieder“, meinte sie abschließend. Möglich wäre es, denn die bulgarischen Schüler sprechen bereits gut Deutsch und werden in vier Jahren mit ihrem Schulabschluss das DSD-Diplom in der Tasche haben.

Prof. Dipl-Ing. Claus Fleig vom Fachbereich Maschinenbau stellte den bulgarischen Schülern das Projekt Schluckspecht und die verschiedenen Fahrzeuge der jeweiligen Generationen vor. Seit 20 Jahren arbeiten die Studenten der Hochschule Offenburg daran, für den jährlich stattfindenden europäischen Shell Eco-Marathon möglichst energieeffiziente Fahrzeuge zu bauen. Mit größtem Erfolg, denn die Hochschule ist laut Fleig die erfolgreichste unter den 200 teilnehmenden Teams gewesen und hat mit dem Schluckspecht bereits Weltrekorde eingefahren.

Beim Rundgang über den Campus Offenburg und durch die Labore staunten die Schüler aus Bulgarien dann nicht schlecht, wie klein die Fahrerin des Schluckspechts für dessen minimalistische Fahrgastzelle sein muss oder wie der humanoide Roboter "Sweaty" seine drahtigen Gliedmaßen zum Fußball spielen bewegen kann. „Wo Menschen Muskeln haben, brauchen Roboter Technik“, brachte es Maschinenbau-Professer Fleig auf den Punkt. 2014 hatte der von Studenten komplett konstruierte und programmierte Roboter erstmals an der RoboCup-Weltmeisterschaft in Brasilien teilgenommen. Auch in diesem Jahr war das Sweaty-Team beim RoboCup in Leipzig dabei.

Völlig überrascht waren die Austauschschüler aus Osteuropa jedoch, als sie Prof. Dr.-Ing. Stefan Hensel in fließendem Bulgarisch im Labor für Mess- und Sensortechnik willkommen hieß, wo er ihnen beispielsweise einen Infrarot-Senosor zur Füllstandsmessung einer Tankanzeige vorstellte. Am Volleyballplatz der Hochschule erwartete die Jugendlichen dann Dipl.-Ing. Stefan Staiger vom Institute for Unmanned Aerial Systems (IUAS) mit einem autonom fliegenden Helikopter. Selbst bei Windgeschwindigkeiten von 80, 90 Kilometern pro Stunde kann das elektroangetriebene Modell noch fliegen. Wie es sich in der Luft steuern lässt, das durften die Schüler nach dem Start des Helikopters selbst ausprobieren.

Verzückt wie beim Anblick eines Hundewelpen zeigten sich die Jugendlichen schließlich, als ihnen David Weiler, Student der Angewandten Informatik im fünften Semester und Mitglied im Team RoboCup, den gut kniehohen Naoroboter im Foyer vorstellte. Begeisterung brach aus, als sich dieser dann noch auf Geheiß zu bewegen begann. „Aufstehen, Laufen, Vor, Zurück“ – der Naoroboter folgte Weilers Worten mit Bewegungen und antwortete und hinterfragte die Befehle. Als das Kommando „Tanzen“ kam, startete der kleine Kerl zur eigenen Musik seine Show im Foyer - vor den hingerissenen Jugendlichen und einigen Studenten, die fasziniert stehen blieben.

„Das war cool“, fand der Naoroboter nach seinem Tänzchen. Sichtlich der gleichen Meinung waren die Jugendlichen aus Bulgarien mit ihren Lehrerinnen und den zwei Pädagogen der Realschule Oberkirch. „Das hat Spaß gemacht“, fanden sie unisono, als sie Hochschulmitarbeiterin Diebold abschließend für den spannenden Rundgang auf dem Campus dankten.