Blick hinter die Kulissen des Achterbahnbaus

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46 Studierende des Einstiegssemesters startING haben sich jüngst mit Prof. Dr.-Ing. Tobias Felhauer auf eine spannende Exkursion begeben. Dabei haben Ingenieure der Firmen EMIS Electrics, Mack Rides und im Europapark den Teilnehmern Einblick in den Beruf und die vielfältigen Tätigkeitsfelder gegeben.

© Hochschule Offenburg

Morgens, 8 Uhr, vor der Lokomotive der Hochschule Offenburg: Mit dem Bus geht's für die startING-Studierenden an diesem Exkursionstag nach Waldkirch und Rust, wo ihnen Ingenieure der Elektrotechnik und des Maschinenbaus die Berufswege und Arbeitsmöglichkeiten erläutern, zu denen das jeweilige Studium beispielsweise führen kann.

"Warum Ingenieur werden?" So lautete die erste Frage, die Philip Enderle von der Firma EMIS Electrics GmbH in Waldkirch der einen Gruppe der Exkursionsteilnehmern stellte. Der 28-jährige Ingenieur hatte selbst an der Fakultät E+I der Hochschule Offenburg sein Studium absolviert und arbeitet wie sein Arbeitskollege Daniel Scholten an den elektronischen Steuerungen, die für Fahrgeschäfte nötig sind und vor der Inbetriebnahme dementsprechend sicher funktionieren müssen.

Als Projektleiter übernehmen die beiden von der Angebotsausarbeitung, Kundenmeetings, Ressourcenplanung über die Hardware- und Softwareentwicklung bis zur Dokumentation des gesamten Projekts und der Inbetriebnahme vielfältig Verantwortung. Von vier Monaten bis zu mehreren Jahren kann es dauern, bis beispielsweise ein Bluefire Megacoaster in China am Start ist. Besonderen Ehrgeiz entwickeln die beiden EMIS-Ingenieure, wenn es um die an Technik detailreiche Familienachterbahn Arthur mit seinen einzeln steuerbaren Gondeln geht. Doch auch zur VR-Technik, mit der sich für einfachere Fahrgeschäfte eine neue Dimension eröffnen lässt, können die Studierenden Fragen stellen.

Im Anschluss an den EMIS-Rundgang übernehmen Maximilian Röser und Stephan Alt, Marketingleiter und Entwicklungsingenieur bei der Firma Mack Rides, die in direkter Nachbarschaft sind. Die Achterbahnen und Fahrgeschäften von Mack Rides GmbH & Co. KG werden vom Schwarzwald aus rund um den Globus verkauft.

Entwicklungsingenieur Stephan Alt, der direkt nach seinem Elektrotechnikstudium bei der Firma Mack Rides eine Stelle in der Entwicklungsabteilung angeboten bekam, erklärt den startING-Studierenden die mathematische Theorie hinter den Fahrgeschäften. Aktuell wird in Australien die erste, von ihm konzeptionierte Achterbahn gebaut. Seine Präsentation vor dem Rundgang durch die Produktionshallen von Mack Rides fand im einstigen, noch original eingerichteten Privathaus der Familie Mack in Waldkirch statt.

Neben vielen praktischen Tipps wie der Bedeutung der englischen Fremdsprache erklärt Alt den startING-Studierenden, wie Anlagenplanung und die Berechnung der Schienengeometrie funktionieren und dass alle Fahrgeschäfte nach dem Herzlinienprinzip ausgelegt sind. Der Ansatzpunkt für die Anlageplanung verläuft dabei nicht durch die Schiene oder den Zug, sondern durch eine gedachte Linie durch den Herzmittelpunkt des Fahrgasts.

Dann geht es mit Maximilian Röser, Marketingleiter der Firma Mack Rides, zum Rundgang durch die Produktionshallen, wo er die Fertigungsprozesse der Achterbahnen und Fahrgeschäfte erläuterte. 1780 als Schubkarrenhersteller am Stammsitz in Waldkirch gegründet, zählt die Firma Mack Rides mittlerweile zu den Top-2-Achterbahnherstellern und vereint sowohl Entwicklung und Fertigung von Bahn und Schienen, als auch die Herstellung der Dekoration. Rund 150 Mitarbeiter sind bei ihr beschäftigt. Der Exportanteil liegt laut Röser bei 95 Prozent.

"Das sind die Schienen für ein Fahrgeschäft, das nach Australien exportiert wird", berichtet Entwicklungsingenieur Alt beim Gang über den Hof der Firma, wo die zusammengeschweißten Schienenstränge auf den Abtransport mit Lastern warten. In der Produktionshalle staunen dann die Studierenden nicht schlecht über den Roboter, der aus Stahlstangen maßgeschweißte und an den Enden heiß gepresste Elemente fabriziert. Mit diesen werden die Schienen stabilisiert und zu überseecontainerlangen Strängen verbunden.

Wie viel Spaß die Fahrgeschäfte von Mack Rides dann "live" machen, wird den startING-Studierenden am Exkursionsnachmittag im Europapark offensichtlich. Deutschlands größter Freizeitpark ist auch der Showroom für der Waldkircher Firma. Bei den Achterbahnen dort hat die Sicherheit der Fahrgäste oberste Priorität. Das zeigt Florian Frey, der stellvertretende Leiter der Europapark-Abteilung Konstruktion und Betriebstechnik, in der Wartungshalle des Megacoasters Bluefire. Frey hat an der Hochschule Offenburg Maschinenbau studiert und bereits während des Studiums in dieser Abteilung des Europaparks gearbeitet.

Während Frey einer Gruppe von Studierenden die Technik der Bügelsicherung, die Wartungsintensität sowie die winterliche Generalüberholung des Bluefires erklärt, ist die andere Gruppe mit den beiden EMIS-Ingenieuren bei der technisch aufwändigsten Familienachterbahn des Parks, Arthur. Jede dieser Gondeln ist eigens beschallt, beleuchtet und wird je nach Position in der Bahn unabhängig von der Nachbargondel gedreht und bewegt.

"Die Züge sprechen miteinander", berichtet Philip Enderle von EMIS und verweist auf die direkte Verbindung mit einem Bussystem und WLAN. Detaillierte Informationen wie, dass jeder der acht Züge elf Tonnen schwer ist oder drei verschiedene Lieder spielt, geben die Emis-Profis den Studierenden. Sogar darum, dass die beheizte Technikschiene der Arthur-Züge funktioniert, kümmern sich er und sein Kollege.

Insgesamt zeigen sich am Ende des Exkursionstags alle startING-Teilnehmer begeistert von dem vielen wie unterschiedlichen Facetten der Ingenieur-Berufe. Neben den Exkursionen stehen für die startING-Studierenden in dem Studiensemester, das allen Ingenieurstudiengängen der Hochschule Offenburg vorgeschaltet werden kann, auch Laborübungen und Extra-Übungsstunden in den Fächern  Mathematik, Physik und Elektrotechnik auf dem Stundenplan. 

Das Einstiegssemester startING wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, gibt Einblicke in 14 verschiedene Ingenieurstudiengänge und ab dem Sommersemester 2017 auch in die Informatik-Studiengänge an der Hochschule Offenburg. Dadurch, dass die Teilnehmer in den Grundlagenfächern bereits Credits erwerben können, zählt das Einstiegssemester vollwertig zum Studium und kann entsprechend durch BaföG gefördert werden. Wer dieses erfolgreich absolviert hat, dem ist - auch bei hohen Anforderungen beim Zulassungsverfahren - ein entsprechender Studienplatz an der Hochschule Offenburg sicher. Bewerbungsschluss für das Sommersemester 2017 ist der 15. Januar 2017.