Wer kennt es nicht: Bei den infolge des Klimawandels immer häufiger auftretenden Hitzeperioden sorgt gestaute Wärme auch in manchen Wohnungen für Temperaturrekorde. Und sind die Zimmer erst einmal aufgeheizt, ist es schwer, die Raumtemperaturen wieder zu senken. Das hat große physiologische Wärmebelastungen für die Bewohner zur Folge. Im Projekt HeatGUIde möchte das Institut für Energiesystemtechnik (INES) der Hochschule Offenburg in Kooperation mit dem Projekthaus Ulm, mit der Regionalen Energieagentur Ulm gGmbH und den Stadtwerken Ulm nun breitentaugliche, technische Lösungen jenseits von energiefressenden Klimaanlagen für Privathaushalte bereitstellen, um diese physiologische Wärmebelastung zu reduzieren. Dazu soll ein Prototyp eines Hitzewarn- und Managementsystems für einzelne Häuser beziehungsweise Räume entwickelt und in der realen Anwendung erprobt werden.
„20 Haushalte in der Ortenau wurden für die Ermittlung der notwendigen Messedaten und den anschließenden Testeinsatz des entwickelten Prototyps bereits ausgewählt“, erklärt Prof. Dr. Rainer Gasper, der das Projekt zusammen mit Prof. Dr. Jens Pfafferott und Prof. Dr. Michael Schmidt am INES betreut. Bei der Entwicklung des Systems werden auch spezifische Charakteristika sowie Prognosen zu Bauphysik, Nutzerverhalten und externen Einflüssen in den einzelnen Haushalten berücksichtigt. Auf Basis von raumspezifischen Computermodellen und vorausschauenden Algorithmen sowie kostengünstigen Standard-IT-Komponenten soll das System die Bewohner dann jeweils individuell und frühzeitig vor besonders belastenden Situationen warnen und über eine intuitive Benutzeroberfläche (Graphical User Interface – GUI) konkrete Handlungsanweisungen geben können. In Wohnungen und Gebäuden mit SmartHome-Systemen sollen diese Handlungsanweisungen zudem auch automatisiert umgesetzt werden können. Die Kooperation mit den Haushalten sowie mit dem Projekthaus Ulm, mit der Regionalen Energieagentur Ulm gGmbH und den Stadtwerken Ulm, soll dazu beitragen, die praktischen Anforderungen an das System genau zu verstehen und sein späteres Anwendungspotential zu erhöhen. Geringe Kosten, ein geringer Installationsaufwand, eine hohe Adaptivität an unterschiedliche Gebäude- und Nutzertypen und eine einfache Bedienbarkeit zum Beispiel über Display beziehungsweise Smartphone-App sollen das System breitentauglich machen.
Die Beteiligten erwarten, dass haushaltsspezifische Warnungen und Handlungsanweisungen – insbesondere wenn sie an das jeweilige Nutzerverhalten angepasst sind – eine größere Wirksamkeit und Nutzerakzeptanz entfalten als unspezifische regionale Informationen. Somit könnten sie einen besonders großen Beitrag zur Reduktion der physiologischen Wärmebelastung leisten.
Info
Das Projekt HeatGUIde hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Forschungsprogramms „Innovationen zur Anpassung an den Klimawandel“ in der Programmlinie 1 „Von der Idee zum Prototyp“ mit insgesamt 673 376 Euro gefördert.