Im Elektrotechnik-Labor machte Diplomingenieur Bernhard Schwarz die Stimmen der Mädchen mit einem Oszilloskop sichtbar. Dann druckte er das Ergebnis aus und die Schülerinnen konnten ihren ganz individuellen Stimmabdruck mit nach Hause nehmen. Auch Experimente mit einer Wärmebildkamera, die Simulation eines Fallschirmsprungs und das Zeichnen auf einer interaktiven Tafel standen auf dem Programm. Besonders begeistert waren die Mädchen vom Maskenziehen im Kunststofflabor: Mit dem Tiefziehverfahren konnten sie Abdrücke einer ägyptischen Aphrodite herstellen und bekamen einen Eindruck, wie aufwendig Styropor-Verpackungen produziert werden. Zu guter Letzt machten die Schülerinnen noch einen Ausflug in ein Labor der Medienforschung: Dort zeigte ihnen Diplomingenieurin Martha Jagoda, wie mittels Eyetracking Augenbewegungen erfasst werden und welche Rückschlüsse die Werbung daraus zieht. Das überraschende Ergebnis: „Werbung muss für Jungen und Mädchen anders aussehen, weil ihre Augen woanders hängenbleiben“, erklärte Martha Jagoda.
Auch am Hochschulstandort Gengenbach war weiblicher Nachwuchs zu Besuch. 18 Mädchen hatten sich angemeldet, um den dortigen Forschungsalltag kennenzulernen. Sie spielten das „Beergame“ und steuerten eine mehrstufige Lieferkette. Eine zweite Gruppe probierte aus, wie ein 3D-Scanner Produkte erfasst und deren Form, Maß und Lage vollständig auswertet.
Prorektor Professor Thomas Breyer-Mayländer begrüßte die Schülerinnen zu Beginn der Veranstaltung an der Hochschule Offenburg und beschrieb die Bedeutung des Mädchenzukunftstags: „Heute habt ihr Möglichkeiten Themenfelder kennenzulernen und auf euch wirken zu lassen, die oft noch zu Unrecht als männliche definiert werden. Lasst euch nicht abschrecken, sondern sucht euren persönlichen Weg.“ Die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Offenburg Professorin Sabine Burg de Sousa Ferreira betonte die Wichtigkeit des Girls´ Day: „Mädchen können so schon früh sehen, welche Berufe es im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich gibt. Sie erfahren vor allem auch, dass sie dort willkommen sind.“
Die Schülerinnen waren beeindruckt von den unterschiedlichen Möglichkeiten, die die Hochschule bietet. Mara aus der Astrid-Lindgren-Schule Offenburg gefiel das Maskenherstellen am besten; ihre Freundin Verena fand alle Stationen toll. „Es war ziemlich locker und interessant, auch wenn es manchmal ein bisschen viel Gerede gab“, erklärte die dreizehnjährige. „Toll war, dass ich selbst ausprobieren konnte, wie eine Maschine funktioniert. Gut gefallen hat mir auch die Computersimulation. Da musste man versuchen, mit einem Fallschirm in einem Kreis zu landen.“
Heidi Hoffmann, Studentin im 3. Semester an der Fakultät M + I, hat als Schülerin zweimal am Girls´ Day teilgenommen und ist überzeugt, dass hier wichtige Erfahrungen vermittelt werden. „Ich finde den Girls´ Day wichtig, weil er hilft, die Klischees abzubauen, die über die Geschlechter herrschen. Immer noch werden Frauen belächelt, die sich für ein Maschinenbaustudium entscheiden. Das ist bei Männern in so genannten Frauenberufen auch nicht anders: Ein Erzieher im Kindergarten wird ebenfalls schief angeschaut. Der Girls´ Day – und jetzt auch der Boys´ Day - geben schon in frühen Jahren die Möglichkeit, sich in Berufsfeldern umzusehen, die jenseits dieser Klischees liegen.“
Seit neun Jahren haben Mädchen an der Hochschule Offenburg die Gelegenheit, sich Einblicke in ein medientechnisches oder naturwissenschaftliches Studium zu verschaffen. Der Mädchenzukunftstag findet jährlich im April statt und will dafür sorgen, dass die technischen und naturwissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge auch bei weiblichen Schülern auf mehr Resonanz stoßen.