Kippenheim, Gurs, New York: Ein Überlebender berichtet

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Der jüdische Zeitzeuge und Überlebende des Lager Gurs, Dr. Kurt Maier, ist am Donnerstag, 27. Oktober, an der Hochschule Offenburg zu einem Vortrag und Gespräch zu Gast. Ab 18 Uhr berichtet er im Raum D114 über seine Erlebnisse und Erfahrungen in Deutschland zur Zeit Hitlers, bei der Deportation, im Internierungslager und sein Leben nach dem "Dritten Reich".

© Förderverein der ehemaligen Synagoge Kippenheim

„Unerwünscht“ – lautet der Titel der Kindheitserinnerungen, die Dr. Kurt Maier 2011 herausgegeben hat. „Obwohl Maier sehr deutsch klingt, geht er in unserem Fall vermutlich auf das hebräische Wort „Me`ir“ zurück, das „lichtgebend“ bedeutet. Meine Vorfahren haben sich diesen Namen im 19. Jahrhundert zugelegt, als der badische Staat die Juden zwang, Familiennamen anzunehmen“, heißt es in den Kindheitserinnerungen. Von seinem Urgroßvater Zaddock Maier, der eine Bäckerei in Diersburg betrieben hat, gebe es ein Foto, wo er dort auf der Treppe sitzt.

Ein anderes Foto zeigt Kurt Maier als zehnjährigen Jungen mit Mütze - bei der Deportation am 22. Oktober 1940 aus Kippenheim ins Internierungslager Gurs in den französischen Pyrenäen. Dr. Kurt Maier fühlt sich trotzdem noch immer zu Hause in Kippenheim. Seine besten Freunde, das ist dem heute 96-Jährigen wichtig, hat er noch immer in Deutschland. In seinen Vorträgen spricht er ohne Hass auf die Deutschen.

Auch seine Rettung und wie er nach Amerika auswandern konnte ist dabei Thema – genauso wie sein Leben in den Vereinigten Staaten und warum er auch heute noch immer wieder nach Deutschland und nun auch an die Hochschule Offenburg kommt, um seine Geschichte zu erzählen.

Seit etlichen Jahren berichtet er über seine Kindheit in Deutschland, die zunehmende Ausgrenzung seiner jüdischen Familie aus dem öffentlichen Leben in seinem Heimatort Kippenheim sowie seine Deportation ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich. Auch aufgrund seines hohen Alters war es ihm sehr wichtig, diese der Nachwelt zu hinterlassen.

Dr. Kurt Maier lebt seit langem in den USA. Dennoch besucht der jüdische Zeitzeuge und Überlebende des Lagers Grus regelmäßig Deutschland und stellt sich immer wieder für Vorträge und Gespräche mit Jugendlichen und Erwachsenen zur Verfügung.

Für die Schulklassen und Jugendgruppen, die die Möglichkeit bekommen, einem Zeitzeugen zu begegnen, ist dies immer ein einschneidendes Erlebnis. So lautet das Fazit des „Ökumenische Jugendprojekt Mahnmal“, für das Dr. Kurt Maier auf einer Vortragsreise berichtete und dessen Schirmherr der damalige Kultusminister Baden-Württembergs, Helmut Rau, war. Das Wissen, das die Nachkriegsgenerationen zum Großteil aus Schulbüchern erlernen, bekomme durch die Zeitzeugen eine besondere Lebendigkeit. Auch erkennen sie, dass dieser Teil unserer Geschichte noch nicht so weit hinter uns liegt.

Seit 2005 ist Dr. Kurt Maier immer als Redner auf der Gedenkfeier in Neckarzimmern anwesend. Im Mai 2011 erhielt er den „Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg“ als Anerkennung für seine unermüdliche Arbeit für die Völkerverständigung.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Erzdiözese Freiburg und der evang. Landeskirche Baden.