Video-Regio senkt ihren Standy-Verbrauch um mehr als 90%

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Durch eine Smarthome-Anwendung  wird der Standby-Verbrauch um über 90% gesenkt werden und so jährlich etwa 1200 kWh Strom eingespart.

Video-Regie
© (c) Hochschule Offenburg, Benjamin Heitz

Anfang des Jahres hat sich Benjamin Heitz bei uns gemeldet, er hätte da so ein Projekt, um den Stromverbrauch in seinem Verantwortungsbereich zu senken… Natürlich weckte das unsere Aufmerksamkeit, immerhin möchte die Hochschule nachhaltiger werden!

Um einen Eindruck zu bekommen, um was es geht, traf ich mich im Februar mit Herrn Heitz in der Video-Regie. Direkt beim Eintreten merkte ich, dass der Strom hier nicht nur ein unsichtbares Medium ist, das einige Geräte zum laufen bringt. Als er die Tür öffnete und wir in den noch unbeleuchteten Raum traten, konnte ich den Strom mit (fast) allen Sinnen spüren: es leuchtete und blinkte, durch die Lüfter war es laut und in dem Raum war es stickig und warm – und das alles, obwohl seit dem Vortag oder noch länger keiner mehr die Geräte im Raum genutzt hatte.

Benjamin Heitz hat das Einsparpotential erkannt und sich auf die Suche nach einer einfachen, aber effektiven Lösung gemacht – denn täglich unter Tische kriechen und unzählige Stecker ziehen kam für ihn nicht in Frage. Herr Heitz hat nach etwas gesucht, um die stromfressenden Geräte im Raum auch von Zuhause ein- und ausschalten zu können, für den Fall, dass jemand mit einer Remoteverbindung auf den im Raum befindlichen Server zugreifen möchte. Gefunden hat er ZigBee fähige Steckdosen (von Bosch), und die App „Home Assistant“. Über die App können die 10 neuen Bosch-Steckdosen im Raum an oder aus geschaltet und die Geräte hoch- oder runtergefahren werden. Somit können nun auch von Zuhause alle benötigten Teilbereiche eingeschaltet und somit weiterhin per Remote auf das System zugegriffen werden. Werden die Geräte nicht gebraucht, können alle Geräte per Fingerklick ausgeschaltet werden.

Nachdem die Smart Home Plug Steckdosen installiert und programmiert wurden, hat mich Herr Heitz noch einmal eingeladen, um das Projektergebnis anzuschauen – es ist nahezu greifbar. Es ist mucksmäuschenstill, als wir den Raum betreten. Es leuchtet nichts und mir fällt auf, dass auch die Luft nicht so warm ist, wie bei meinem ersten Besuch. Benjamin Heiz holt sein Handy aus der Tasche, öffnet den „Home Assistant“ und schaltet über einen Fingerdruck das ganze System ein. Langsam erwachen Schritt für Schritt alle Geräte (Vermeidung von Lastspitzen), was sich durch blinkende Lichter bemerkbar macht und nach ein-zwei Minuten ist auch der Server wieder einsatzbereit und es ist wieder so laut, wie bei meinem ersten Besuch.

Weitergedacht:

Da die ZigBee-Steckdosen sich untereinander vernetzen, kann das Netzwerk auf eine große Fläche ausgeweitet werden. Es wäre somit denkbar auch andere Räume der Fakultät Medien über den gleichen Raspberry Pi zu steuern. Der Installations- und Programmierungsaufwand würde sich dann in Grenzen halten, auch fällt der Verbrauch von Controller und Raspi weg, da diese bereits vorhanden sind, weshalb als neuer Standby-Verbrauch lediglich die Steckdosen berechnet werden müssen. Es wäre somit sicher lohnenswert zu schauen, ob das System der Fakultät Medien erweitert und nach diesem Vorbild in anderen Fakultäten ein ähnliches System implementiert werden kann.

 

Video-Regie-Verbrauch während nicht-Nutzung (80% der Zeit):

  • Vorher:              ca. 200 W           entspricht ca. 1300 kWh/a
  • Nachher:            ca. 15 W             entspricht ca. 100 kWh/a à Einsparung: ca. 1200 kWh/a

Aufwendungen:

  • 1 Raspi (Raspberry Pi, Standby-Verbrauch: 3 W)
  • 10 Funk-Steckdosen von Bosch (Bosch Smart Home Zwischenstecker Kompakt, Standby-Verbrauch: je < 1 W, Kosten: je 45 €)
  • 1 Controller von Bosch (Bosch Smart Home Controller, Standby-Verbrauch: ca. 2 W, Kosten: 80 €)
  • Kosten: ca. 500 €
  • Zeitaufwand: ca. 2 Wochen (Recherche, Installation, Programmierung)

Möglichkeiten:

  • Hoch- und herunterfahren von Geräten sowie an- und ausschalten der Steckdosen (auch von Zuhause) = Remote-Zugriff weiterhin möglich
  • Monitoring (Anzeige über Grafana), derzeit nicht umgesetzt