Abschied in feierlichem Rahmen

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Die Hochschule Offenburg hat in einer Feierstunde sechs langjährige Professoren sowie drei Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet.

Laudatoren und Ruheständler: Bei der Feierstunde am Mittwoch Nachmittag wurden neun langjährige Professoren und Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet.

Insgesamt neun langjährige Mitarbeiter der Hochschule wurden am Mittwoch von Hochschulrektor Winfried Lieber in den Ruhestand verabschiedet. Viele Kolleginnen und Kollegen nahmen an der feierlichen Verabschiedung im gut besetzten großen Hörsaal D001 teil. Mit der zentralen Feier wolle man, so formulierte es Hochschulrektor Lieber am Mittwoch in seiner Rede, ganz bewusst die Arbeit der scheidenden Mitarbeiter in einem feierlichen Rahmen würdigen, zumal ihnen in der Zeit des starken Wachstums der Hochschule sehr viel abverlangt wurde. Alle stünden für Persönlichkeiten, die Anteil an der erfolgreichen Entwicklung der Hochschule hätten – in den Fakultäten wie in der Verwaltung, vor dem Whiteboard, der Tafel oder den Laboren. Der Rektor würdigte jeden einzelnen durch sehr persönliche Ausführungen, bevor er dann gemeinsam mit dem jeweiligen Laudator als „Schirmherr“ einen Stockschirm mit dem Hochschullogo als ideelles Abschiedsgeschenk übergab.

Gleich sechs Professoren nehmen Abschied von der Hochschule. Prof. Dr. Walter Großhans wurde im Oktober 1990 für die Fächer Physik und Mathematik im damaligen Studiengang Verfahrens- und Umwelttechnik berufen. Als nach der Auflösung des Fachbereichs „Grundlagen“ die Hochschule das Zentrum für Physik und das Sprachenzentrum einrichtete, übertrug man Großhans deren Leitung, die er bis zu seinem Ruhestand innehatte. Er richtete Brückenkurse und Mathezimmer ein: „Beides sind heute zentrale Bausteine des so erfolgreichen MINT-Colleges der Hochschule.“ Großhans sei ein wichtiger Wegbereiter gewesen, so Laudator Prof. Dr. Christian Ziegler, der die wissenschaftliche Leitung des Zentrums für Physik von Großhans übernahm.

Auf rekordverdächtige 69 Semester Lehrtätigkeit kann Prof. Karl Maisch zurückblicken. 1985 im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen als Professor mit der Funktionsbeschreibung „Material- und Fertigungswirtschaft, insbesondere Arbeitswissenschaft, Produktionsplanung und -steuerung“ berufen engagierte sich Maisch in den folgenden Jahren stark in Forschung und Lehre. Rektor Winfried Lieber zeigte in seiner Dankesrede seine „allergrößte Hochachtung“ vor den Leistungen des 71-Jährigen. „Sie haben die Profession des Professors gelebt – in allen Disziplinen.“ Nicht nur die Zahl der Veröffentlichungen, der betreuten Abschlussarbeiten und Seminare sei hervorzuheben. Seine Kontakte in die Industrie nutzte er für die Lehre und verlegte Seminare direkt in die Betriebe. Für sein Konzept wurde er im Jahr 2006 mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet. Darüber hinaus sei er Spiritus Rector der Medienfakultät gewesen: „Was daraus geworden ist, kann sich sehen lassen.“

Erst vor wenigen Wochen feierte Professor Lothar Schüssele von der Fakultät Elektrotechnik, Medizintechnik und Informatik nach 60 Semestern seinen Ausstand aus der Hochschule. Bei der Verabschiedung am Mittwoch lobte Professor Stephan Trahasch, Dekan der Fakultät EMI, das große Engagement Schüsseles, der die Hochschule mit „Organisationsgeschick und Beweglichkeit“ vorangebracht habe. 1989 übernahm er an der damaligen Fachhochschule Offenburg die Professur „Hochfrequenztechnik mit Anwendung in der Mikrowellentechnik und der optischen Nachrichtenübertragung“. Schüssele war neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit maßgeblich an der Einrichtung der internationalen Masterstudiengänge beteiligt. Zwischen 2006 und 2016 leitete er die Graduate School, die bis heute die internationalen Studiengänge koordiniert. Zwölf Jahre war er Studiendekan von Communication and Media Engineering (CME). Schüssele habe wesentlich zur internationalen Ausrichtung der Hochschule beigetragen und den ersten internationalen Master an einer Hochschule etabliert. Auch als Person wirke er „weltoffen, neugierig, humorvoll“. Rektor Lieber wünschte Schüssele alles Gute für seinen „Unruhezustand“, der mit der Übernahme der ersten Seniorprofessur an der Hochschule beginne.

 

Auch Prof. Torsten Schneider war eine treibende Kraft bei der Internationalisierung der Hochschule. Schneider kam nach seinem Studium des Chemieingenieurwesens im Jahr 1994 nach Offenburg. 2008 war er maßgeblich an der Gründung des englischsprachigen, binationalen Masterstudiengangs „Process Engineering“ (MPE) beteiligt, der zusammen mit der Universität Olsztyn angeboten wird. Als wissenschaftlicher Leiter der Graduate School und des International Centers zwischen 2016 und 2018 konnte er einen Studierendenaustausch mit fünf Universitäten in Alabama etablieren, der sich an die Bachelor-Programme der Fakultät M+V richtet. Laudator Prof. Dietmar Kohler lobte den Fleiß und die Kreativität Schneiders bei der Etablierung von MPE. „Mit Ihrem Engagement für die Hochschule sind Sie ein Vorbild für mich.“

Professor Dr. Heinz Werner Kuhnt aus der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik kam vor 28 Jahren als Professor für die Fächer Kraft- und Arbeitsmaschinen, Kolbenmaschinen und Fahrzeugtechnik nach Offenburg. Neben seiner Lehrtätigkeit war Kuhnt im Jahr 2000 an der Gründung des Schluckspecht-Projekts beteiligt, wofür ihm 2010 der Landeslehrpreis für „Innovative Fahrzeugkonzepte und deren wettbewerbliche Erprobung – Schluckspecht“ verliehen wurde. Erfolgreich war Kuhnt auch mit dem Projekt Formula Student, dessen Rennwagen bei Bergrennen der internationalen deutschen Bergmeisterschaft eingesetzt wurden. Laudator Dekan Prof. Dietmar Kohler hob das Engagement Kuhnts in der Lehre hervor. „Mehr als 1000 Lehrdeputatsstunden haben Sie in Ihrer Laufbahn gehalten, dazu unzählige Vorlesungen in unterschiedlichen Gebieten; 700 Studienabschlussarbeiten haben Sie begleitet – das alles steht für Ihre gute Betreuung der Studierenden.“

Prof. Dr. Detlev Doherr verlässt nach 29 Jahren die Hochschule Offenburg. 1990 kam er nach seinem Studium der Geowissenschaften als Professor für Umweltinformatik nach Offenburg. In seinem Fachbereich galt er als „Exot“: Zu einer Zeit, in der Digitalisierung noch ein Fremdwort war, hatte er schon am Rechenzentrum der Uni Göttingen freiberuflich Programmierungen vorgenommen. An der Hochschule Offenburg hat Doherr zahlreiche Ämter bekleidet. Unter anderem war er zwischen 1993 und 2010 Wissenschaftlicher Leiter des Hochschulrechenzentrums. 2005 gründete er das Institut für wissenschaftliche Weiterbildung, dessen Leiter er bis heute ist. Darüber hinaus initiierte er kontaktING – ein Angebot, das den Einstieg ins Ingenieurstudium unterstützt. Rektor Lieber lobte das Modell: „Alle reden vom lebenslangen Lernen, Sie haben es praktisch umgesetzt.“ Ein außergewöhnliches Engagement zeigte Doherr auch in verschiedenen Fachorganisationen: So war er zwischen 1993 und 2001 Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Geologen, war Mitbegründer der Messe Geotherm ist zudem seit 2014 Mitglied der Akkreditierungskommission ASIIN e.V.

Ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet wurde nach 42 Arbeitsjahren Gerhard Rappenecker. Sein Maschinenbau-Studium führte ihn schon 1976 an die Hochschule. Nach seinem Abschluss 1981 zunächst wissenschaftlicher Assistent war er bald auch für die Einrichtung der ersten EDV-Labore zuständig. Ab 1991 arbeitete er dann im neu gegründeten Rechenzentrum und begleitete die Einführung des Hochschul-Netzwerks. Thorsten Kühne. Leiter Service & Operations der Campus IT, lobte in seiner Rede Rappeneckers umfangreiches Wissen, „das er gerne an andere weitergab“, und die professionelle Art, mit der er seine Aufgaben in Angriff nahm. Mit Bravour habe er die ständigen Herausforderungen im IT-Bereich gemeistert. Unter Rappeneckers Mitwirkung wurden zwischen 91 und 94 die ersten 160 IT-Arbeitsplätze eingerichtet, im Jahr 2008 waren es schon 1200. „Das sind alles Dinge, die für uns heute eine Selbstverständlichkeit sind, damals war es absolutes Neuland. Er legte mit seiner Arbeit die Grundsteine der Digitalisierung der Hochschule.“

Mit Dipl.-Ing. Klaus Böhler verlässt ein weiterer langjähriger Mitarbeiter die Hochschule Offenburg, der selbst an der Hochschule Maschinenbau studierte. Nach seinem Abschluss 1981 war er als Laboringenieur für die Bereiche Kraft- und Arbeitsmaschinen sowie Versorgungstechnik zuständig. Bis zum Eintritt in die Rente 2018 engagierte er sich u.a. beim Girls´ Day und bei der Schüleringenieurakademie; er betreute die Wetterstation und stellte deren Daten für verschiedene Institutionen in Offenburg zur Verfügung. „Sie sind der Beweis dafür, dass unsere Lehre so gut ist, dass sie an der Hochschule eingesetzt werden kann“, sagte der Prof. Kohler in seiner Dankesrede.

Dipl.-Ing. Erich Tontsch kam vor 37 Jahren an die Hochschule Offenburg. Er arbeitete in der Fakultät M+V in verschiedenen Maschinen-Laboren – der Strömungslehre, der Mess- und Regelungstechnik, im KFZ Bereich sowie den Kraft- und Arbeitsmaschinen. Er hat die Fakultät über das normale Rentenalter hinaus unterstützt und bis zu seinem offiziellen Rentenbeginn im März 2018 die Prüfungsaufsicht organisiert. „Nicht nur die Professoren, sondern auch die Labor-Mitarbeiter sind für eine gute Lehre wichtig“, so Prof. Kohler. „Sie waren für mich immer ein zuverlässiger Ansprechpartner - über den Renteneintritt hinaus.“