Einer von ihnen war Dr. Bertold Huber, der mit einem anderen Alumnus vor 25 Jahren die GeneSys Elektronik GmbH gründete. Aus diesem Anlass sprach Wolf Blochowitz, der Leiter des Gründerbüros der Hochschule, im Frühjahr mit Bertold und Sohn David Huber, die heute gemeinsam die GeneSys-Geschäftsleitung bilden, über das Thema „Gründung damals und heute“.
Bertold Huber hatte nach seinem Studium der Elektrotechnik an der Hochschule zunächst dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Projektingenieur im Steinbeis-Transfer-Zentrum gearbeitet. Gleichzeitig promovierte er an der Uni Straßburg. „Und wie kam es dann zu der Ausgründung?“, wollte Wolf Blochowitz von seinem Gast wissen. „1996 hat uns Prof. Werner Schröder gefragt, ob wir die ganzen Entwicklungsaufträge des Steinbeis-Transfer-Zentrums nicht in Eigenregie weiterführen wollten“, erklärte Bertold Huber. Da aus einigen Entwicklungsprojekten fertige Produkte entstanden waren, die im Rahmen der Hochschule oder des Steinbeis-Transfer-Zentrums nicht für die Kunden hergestellt werden konnten, hätten er und sein inzwischen verstorbener Kollege Christian Zimmermann schließlich eingewilligt. Zudem wechselten vier weitere Steinbeis-Kollegen als Angestellte zur neu gegründeten Firma.
„Gab es eine Stimulation von solchen Existenzgründungen durch die Hochschule?“, lautete die nächste Frage des Gründerbüro-Leiters. Das musste Bertold Huber verneinen. Prof. Werner Schröder sei lediglich der Inkubator, Katalysator zur Ausgründung gewesen. Eine klassische Gründung mit Businessplan oder einer Unternehmensgründungsberatung habe es nicht gegeben. Auch Seminare zu Selbstständigkeit neben dem Studium, Teambuilding und mehr oder gar Stipendien und Förderprogramme, wie die Hochschule sie heute anbietet oder vermittelt, standen den Gründungswilligen vor 25 Jahren nicht zur Verfügung. Stattdessen absolvierten Bertold Huber und Christian Zimmermann auf eigene Kosten einen etwa sechswöchigen betriebswirtschaftlichen Crash-Kurs an der Uni Freiburg und bauten anschließend im Technologie Park Offenburg Vertrieb und Fertigung von GeneSys auf.
„Im Moment ist es ganz klare Strategie des Rektorats, das Thema Gründung zu stärken, um die Vorbereitung auf den Beruf auch jenseits des Angestelltenverhältnisses zu fördern. Das ist dann ja schon eine ganz andere Dimension als damals“, fasste Wolf Blochowitz das bislang Gehörte zusammen. „Ja, wobei man muss natürlich auch sagen, dass fünf der sechs Kollegen, die zu GeneSys übergewechselt sind, über den zweiten Bildungsweg an die Hochschule gekommen waren“, erklärte Bertold Huber. Sie hätten also alle schon Berufserfahrung gesammelt gehabt und dabei auch Einblicke in Unternehmen gewonnen. „Das hat uns einerseits Sicherheit gegeben, andererseits konnten wir so den Charme einer eigenen, kleinen, familiären Einrichtung – wie wir sie dann gestartet haben – im Vergleich zu den Abhängigkeiten einem Angestelltendasein in einem Großunternehmen einschätzen“, betonte er.
Auch nach der Firmengründung pflegten und pflegen die ehemaligen Studierenden weiter intensive Kontakte zur Hochschule beispielsweise bei stammtischmäßigen Treffen mit ehemaligen Professoren. Darüber hinaus ist das Unternehmen derzeit Teil von StudiumPLUS: Studium + Ausbildung und es gibt gemeinsame Entwicklungsprojekte mit den Professoren Stefan Hensel und Jörg Ettrich. Auch auf die nächste Career Messe freut sich GeneSys bereits. Zudem ist Bertold Huber Mitglied im Verein der Freunde und Förderer der Hochschule. „Haben Sie in den vergangenen Jahren auch noch Absolventinnen und Absolventen von der Hochschule eingestellt“, wollte Wolf Blochowitz in diesem Zusammenhang wissen. „Wir hatten und haben immer Praktikanten, Diplomanden, Bacheloranden und Masteranten von der Hochschule im Betrieb. Das ist für uns natürlich auch ganz klar ein Weg zu rekrutieren“, bejahte Bertold Huber dies eindeutig. David Huber ergänzte, dass 13 der derzeit 15 Ingenieure bei GeneSys von der Hochschule kommen. „Ich selbst habe allerdings in Konstanz Wirtschaftsingenieurwesen studiert“, fügte er lachend hinzu.
Wolf Blochowitz nutzte David Hubers Einwurf, um Vater und Sohn nach dem sich mit dem Eintritt David Hubers anbahnenden Generationenwechsel im Unternehmen zu fragen. „Für mich war es eine Riesenchance“, erklärte David Huber. Selber gründen habe er nie wollen. Und auch nach seinem Eintritt in die Geschäftsführung gebe es jetzt zwar die Perspektive Familienunternehmen, aber das sei keine Pflicht, betonen Sohn und Vater gleichermaßen. David Hubers betriebswirtschaftliche Ausbildung eröffne dem Unternehmen derzeit einfach ganz neue Perspektiven insbesondere auch mit Blick auf die nach 25 Jahren notwendige Reorganisation der Führungs- und Organisationsstrukturen. „Denn wir sind mit unserem bisherigen Modell ganz klar an eine Grenze gekommen“, erklärte Bertold Huber mit Verweis auf die inzwischen weltweite Tätigkeit von GeneSys und die auf 30 gestiegene Zahl an Mitarbeitenden.
Nach all diesen Erfahrungsberichten wollte der Gründerbüro-Leiter von Bertold und David Huber nur noch wissen, was diese heutigen, gründungswilligen Studierenden raten würden. Bertold Huber war sich zwar nicht sicher, ob es überhaupt eine generelle Empfehlung dazu gibt, erklärte aber: „Man muss sich schon Gedanken machen, ob das, was man vorhat, auch finanzierbar ist, es aber auch nicht zu Tode definieren, weil alles, was passiert, wird anders eintreten, als man es plant.“ David Huber ergänzte: „Ich glaube, dass ein interdisziplinäres Netzwerk sehr, sehr entscheidend ist.“ Er empfahl beispielweise einem Elektrotechniker, der pitchen will, doch mal mit einem BWLer, Wirtschaftsingenieur oder Juristen zu diskutieren. „Das kann ich nur bestätigen. Mir hat die Netzwerkbildung über die Wirtschaftsjunioren Ortenau extrem geholfen“, fuhr Bertold Huber fort und schlug zum Abschluss ein Mentoring-Programm für gründungswillige Studierende vor, in dem diese durch erfahrene Experten aus der Wirtschaft gecoacht werden.
Gratulation
Auch der damalige „Katalysator“ Prof. Dr. Werner Schröder ließ es sich nicht nehmen, seinem ehemaligen Studenten Bertold Huber zum 25-jährigen Firmenjubiläum zu gratulieren: „Ich bin stolz auf dieses Unternehmen, zu dessen Anfängen ich maßgeblich beigetragen habe“, sagte er und erklärte weiter: „Es hat damals von verschiedenen Seiten schon den Wunsch gegeben, ich solle mich doch mehr um die Neugründer kümmern. Aber auch wenn es hart erscheinen mag, es war richtig, so wie ich es gemacht habe, und Bertold Huber und seine Mitstreiter können stolz auf das sein, was sie aus den Anfängen gemacht haben, Chapeau.“ Ein Punkt, der sicher wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen habe, sei die von Anfang an sehr gute familiäre Struktur des Unternehmens gewesen. „Das meine ich nicht im verwandtschaftlichen Sinn, sondern es war halt ein Unternehmen, in dem man gut und gern arbeitet“, so Werner Schröder. Das einzige eventuelle Problem dabei sei gewesen, dass dies im Wachstum zu organisatorischen Schwierigkeiten hätte führen können oder irgendwann alle zur gleichen Zeit „in Rente“ gegangen wären. Doch auch den damit verbundenen Übergang zum strategisch unternehmerischen Denken hätten die Beteiligten gemeistert.