Insgesamt sind nur fünf Teams, eines aus Asien und vier aus Europa eingeladen, um auf dem Fiorano Circuit den "World Champion Efficiency", den Effizienz-Weltmeister, zu ermitteln.
Montagabend vor der Hochschule Offenburg: Die acht nominierten Studierenden und ihr Projektleiter, Prof. Dipl.-Ing. Claus Fleig, starten mit ihrem Schluckspecht-Fahrzeug im Gepäck nach Italien. Ihr Reiseziel: ein Wettbewerb auf der Teststrecke von Ferrari in Maranello. Nur noch drei weitere ausgewählte europäische Teams haben eine Einladung erhalten. Sie kommen aus der Schweiz, Frankreich und Italien. Außerdem treten die Gewinner des 2016 Drivers' World Championship (DWC) aus Indonesien an. Es ist das erste Mal, dass Shell und die Scuderia Ferrari, die Motorsportabteilung des Sportwagenherstellers, dieses exklusive, mehrtägige Event ausrichten.
"Die fünf besten Fahrzeuge der Shell Eco-marathons 2016 aus Europa, Asien und Amerika sind eingeladen, um den Besten der Besten zu ermitteln, also das sparsamste Fahrzeug", berichtet Cornelia Wolber, Pressesprecherin von Shell. Insgesamt sind 2016 bei den drei Wettbewerben um das effizienteste Auto rund 500 Teams aus der ganzen Welt angetreten.
Doch bevor beim "Most efficient Lap of Fiorano Circuit" die Hochschulteams mit ihren Piloten beziehungsweise Pilotinnen in den innovativen Fahrzeugen gegeneinander antreten, steht zunächst am Dienstag der Besuch des Museo Ferrari in Maranello auf dem Programm. Die Ausstellung des Schluckspechts und der Fahrzeuge der anderen Hochschulteams ist dort geplant. Der Prototyp aus Offenburg steht dann in den Reihen der Motorsportlegenden. Auch eine Interviewrunde auf Englisch ist mit den teilnehmenden Studierenden am Abend geplant.
"Wir sind das einzige deutsche Team", sagt Projektleiter Claus Fleig stolz. Die langjährige Schluckspecht-Pilotin Isabelle Mau bestätigt, alle haben sich sehr über diese exklusive Einladung gefreut. Damit Schluckspecht und Team möglichst optimal vorbereitet sind, haben die Offenburger Studierenden vergangene Woche mit dem Prototyp noch zwei Extra-Trainingsfahrten auf dem hochschuleigenen Test-Kreisel angesetzt. Zuerst beschlug die Scheibe bei der Fahrt wegen der winterlichen Witterung. Dank eines Sprays kann dieses Problem nun abgestellt werden.
Doch auch für die Fahrerinnen Vanessa Feißt und Isabelle Mau war es gut, vorab nochmal mit dem Schluckspecht trainieren zu können, denn durch die wärmere Bekleidung hat das Fahrzeug mehr Gewicht und auch die Technik kann sich bei Kälte anders verhalten. Immerhin trocken, teils wolkig und zwischen 1 und 7 Grad Celsius Temperatur,- so lautet die Vorhersage für Maranello in den nächsten Tagen.
"Es werden wohl noch nie Fahrzeuge auf dieser Teststrecke gefahren sein, die so effizient sind wie die teilnehmenden Prototypen", schätzt Projektleiter Claus Fleig im Vergleich zu den Formel-1-Wagen, die sonst dort ihre Runden drehen. Der Schluckspecht ist ein reines Elektrofahrzeug der Klasse Prototype und hat beim diesjährigen Shell Eco-marathon den sechsten Platz erlangt. Generell ist diese Klasse im Design freier als sein dieselbetriebener Bruder der Klasse Urban Concept, der in diesem Jahr den ersten Platz in London erlangt hat.
Doch was in dem Kontext energieeffizient heißt, wird erst mit einem Vergleich klar: Der Schluckspecht-Prototype aus Offenburg verbraucht auf rund 600 Kilometer eine Kilowattstunde elektrischen Strom. "Eine Kilowattstunde kostet etwa so viel wie das Pfand für eine PET-Flasche: mit 25 Cent komme ich also fast bis Hamburg", vergleicht Claus Fleig, der über die Funktionen des klassischen Automobils weiß: "Wenn ich einmal blinke, brauche ich mehr Leistung als der Schluckspecht."
Wie schätzen die Offenburger Studierenden ihre Chancen auf einen Sieg in Maranello ein? "Wir haben das Ziel, unseren eigenen Rekord zu schlagen und zu sehen, wie wir gegen die anderen Teams abschneiden", berichtet Isabelle Mau. Der Schluckspecht sei ein robustes Fahrzeug und relativ schwer verglichen mit anderen Prototypen - dafür erziele er aber sehr gute Werte.
24 beziehungsweise 34 Minuten lang soll das Rennen je nach Energietyp des Fahrzeugs am Mittwoch dauern. Außerdem werden an diesem Tag die Piloten der Hochschulteams die Gelegenheit haben, vom Testfahrer der Scuderia Ferrari, Marc Gené, Fahrtipps zu bekommen.
Wo Sebastian Vettel und Co. mit heulenden Formel-1-Motoren durch die Kurven rasen, werden die beiden Offenburger Studentinnen dann fast lautlos surrend mit dem Schluckspecht über die Strecke gleiten - Maximalgeschwindigkeit sind gut 40 Kilometer pro Stunde. Doch um Geschwindigkeit geht es für das gesamte Schluckspecht-Team der Hochschule Offenburg auch nicht - so weit und sparsam wie möglich sollen die Fahrzeuge fahren.