Als wissenschaftlichem Leiter ist es Prof. Dr. rer. nat. Detlev Doherr eine besondere Freude gewesen, auf der Messe GeoTHERM in Offenburg seinen kontaktING-Studierenden das erste Zertifikat zu überreichen. "Sie haben eine gute Prüfungsleistung erbracht", betonte Doherr stolz. Die Messlatte lag von Anfang an sehr hoch: Schon im Antrag war definiert, dass die Prüfungen dem akademischen Niveau und Anspruch des Grundstudiums entsprechen müssen. Dass dieses Ziel von den Studierenden mit den Lehrenden erreicht wurde, findet Doherr "ganz wichtig". Denn zu Beginn waren einige Kollegen und Kommilitonen skeptisch, ob kontaktING nicht ein "Studium light" sein würde. Doch das Konzept ging auch in anderen Punkten auf.
"Zunächst waren wir begeistert, dass wir genügend Anfragen für das Qualifizierungsseminar hatten und dann noch viele auf Anhieb bestanden haben und kontaktING studieren konnten", berichtet Projektkoordinatorin Birgit Müller über die Anfänge im Sommer. Das neue, flexible Weiterbildungsprogramm auf wissenschaftlichem Niveau hat neben fachlicher Fortbildung auch das Punktesammeln für ein Ingenieurstudium zum Ziel. Es richtet sich an Facharbeiter, junge Eltern und Menschen mit ausländischen Schulabschlüssen. Die Studierenden besuchen Vorlesungen und Tutorien am Abend ab 18 Uhr und am Samstagvormittag. Die Studienzeit kann von einem Jahr bis auf fünf Jahre verteilt werden. Werden alle neun Module besucht, ist der Großteil eines technischen Grundstudiums mit Ziel Bachelorabschluss bereits absolviert. Pro Semester muss lediglich eines der Module mit einer Prüfung abgeschlossen werden.
"Eine große Überraschung war, dass sich sehr viele Flüchtlinge eingeschrieben haben und dass das Projekt zufällig wie maßgeschneidert für diese Zielgruppe war", berichtet Müller über das erste kontaktING-Semester. Auch Doherr zeigt sich überrascht, denn zur Antragsstellung war das Thema noch lange nicht so drängend wie nach dem Sommer 2015. 13 Flüchtlinge und drei Berufstätige zählen im Startsemester zu den Studierenden, die aktuell ihre Prüfungen schreiben. Doherr und der künftige Prorektor der Hochschule Offenburg, Gerhard Kachel, betonen, wie kontaktING somit einen Beitrag zur Integration leistet.
Im Baukastenprinzip werden bei kontaktING die Ingenieurs-Querschnittsfächer unterrichtet. Gestartet wurde im ersten Semester mit Mathematik, Elektrotechnik und Informatik. Im zweiten Semester folgen nun Physik, CAD, Elektrotechnik, Werkstoffkunde und Einstieg in die Ingenieurpraxis. Die Vorlesungen werden um E-Learning-Angeboten und Tutorien ergänzt. Ab dem Sommersemester können ausländische Teilnehmer technisches Deutsch in speziell eingerichteten Sprachkursen erwerben. Dies soll dazu beitragen, Lernschwierigkeiten infolge von Sprachdefiziten zu vermindern.
Als "gut" bilanziert Müller das Vorlesungsangebot sowie die Tatsache, dass die Veranstaltungen aufgezeichnet werden. Das helfe den Studierenden, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, sehr. Mit den ersten Erfahrungen zeigt sich laut Müller, dass das zusätzliche Lernmaterial noch erweitert und paketgerecht zur Verfügung gestellt werden kann. Erfreulich seien die fast gleichbleibende Zahl der Vorlesungsteilnehmer und deren Motivation. Auch als Abendprogramm hätte sich kontaktING bewährt. Ebenfalls hebt sie den großen Einzugsbereich für das jüngst gestartete Weiterbildungsprogramm hervor, zu dem die Studierenden bis aus Freiburg anreisen.
Prof. Dr. Detlev Doherr, der das Institut für wissenschaftliche Weiterbildung (IWW) und das Programm kontaktING leitet, lädt für das Sommersemester wieder ein: "Beim Qualifizierungsseminar schnuppern die künftigen Studierenden in die Vorlesungen hinein und legen in der Woche darauf eine Prüfung ab. Sie lernen außerdem ihre späteren Professoren kennen. So können Interessenten ganz leicht feststellen, ob sich ihre Vorstellungen vom Studium mit kontaktING erfüllen lassen."
Neben der Hochschulzugangsberechtigung und der Prüfung nach dem Qualifizierungsseminar sind auch gute Deutschkenntnisse Voraussetzung für das Studium. Die Anmeldefrist läuft offiziell bis 28. Februar 2017. Sollte die Aufnahmekapazität jedoch vorher erschöpft sein, müsste sie entsprechend verkürzt werden. Deshalb wird Interessierten empfohlen, sich möglichst umgehend zum Qualifizierungsseminar anzumelden. Dieses findet am Freitag, 10. März 2017, von 14 bis 18 Uhr und am Samstag, 11. März 2017, von 9 bis 17 Uhr statt; die dazugehörige Abschlussprüfung am Mittwoch, 15. März 2017, von 18 bis 19:30. Alle, die bestanden haben, können das kontaktING-Studium dann in der Woche vom 20. März 2017 an der Hochschule Offenburg aufnehmen.
Weitere Informationen gibt es unter: www.hs-offenburg.de/kontakting