Der kleine Schwarze ist schon von weitem zu hören - das charakteristische Brüllen des Boliden mit dem 165 PS starken Motorradmotor lockt einige Schaulustige an die Hochschule Offenburg. An einem heißen Sommernachmittag nehmen Kfz-Mechanikermeister Bernhard Schneckenburger, Laboringenieur Bernhard Bihl und Mechatronik-Student Andreas Geih den Antriebsstrang genauer unter die Lupe. Der 23 Jahre alte Student schreibt seine Bachelorarbeit bei Professor Dr. Heinz-Werner Kuhnt über die Schaltung des Rennwagens, die fortan über einen Elektromagneten präziser werden soll: "Die Gänge sollen schneller gewechselt werden können", erklärt Andreas Geih. Dafür sind einige Testfahrten mit dem Rennwagen nötig, der Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen kann. "Ziel ist, reproduzierbare Teile - wie etwa diese Schaltung - zu fertigen", sagt Bernhard Schneckenburger.
Erster Funktionstest mit der neuen Schaltung
Es hat 36 Grad im Schatten, der restliche Campus wirkt wie ausgestorben: Es sind Semesterferien an der Hochschule - Zeit für den ersten Funktionstest mit der neuen Schaltung. "Für uns ist es gut, wenn unsere Teststrecke mal nicht als Parkplatz genutzt wird und wir freie Fahrt haben", berichtet der Kfz-Mechanikermeister, der seit 21 Jahren in der hochschuleigenen Werkstatt arbeitet. Schroff zeichnet sich der schwarze Asphalt vom leuchtenden Gelb der Werkstatt ab, als Laboringenieur Berhard Bihl mit hoher Geschwindigkeit vorbeisaust. Er attestiert dem Elektromagneten nach den ersten Testfahrten eine gute Leistung: "Die ersten Vorversuche sind gut gelaufen." Die Versuche sind die Grundlage für die Abschlussarbeit von Mechatronik-Student Andreas Geih, der sich über den hohen Praxisbezug seines Studiums freut: "Jetzt weiß ich, dass es sich gelohnt hat, mich durch die ganze Theorie durchzubeißen", sagt der 23-Jährige. Nach den Testfahrten werden nun die Ergebnisse am Computer ausgewertet.
Bedingungen wie in einem richtigen Entwicklungszentrum
"Wir haben hier an der Hochschule die Bedingungen wie in einem richtigen Entwicklungszentrum", sagt Bernhard Schneckenburger anerkennend - und fügt hinzu: "Die Studierenden sollen lernen, wie es in der Industrie läuft, damit sie direkt nach dem Studium dort einsteigen können." Dafür sei die Teststrecke direkt neben dem Versuchslabor ideal. Dort sind auch schon einige schwarze Reifenspuren zu erkennen, nachdem Bernhard Bihl mehrere Runden auf der Teststrecke gedreht hat. Als er den Helm abnimmt, ist er ins Schwitzen geraten: "Jetzt gönnen wir ihm erst mal eine Pause", sagt er schmunzelnd, bevor die drei Männer den Boliden zurück in die kühle Werkstatt rollen, wo er auf seine nächste Testfahrt wartet.
INFO: Der Rennwagen wurde an der Hochschule Offenburg für den europaweiten Wettbewerb "Formula Student" konstruiert. In dem "Black Forest Formula Team" planen, konstruieren und fertigen Studierende aus den Studiengängen Maschinenbau, Elektrotechnik, Betriebswirtschaft und Medientechnik in Teamarbeit einen einsitzigen Formelrennwagen. Im Konstruktionswettbewerb "Formula Student" treten zahlreiche Hochschulen mit eigenen Lösungen an.