„Gesundheit und Life Sciences sind eine wichtige Branche in der Region und überregional, dem tragen wir mit der Ausweitung unseres Angebots im Bereich Biomechanik Rechnung“, erklärte Rektor Stephan Trahasch bei der Vorstellung des Advanced Motion Lab Offenburg (AMLO) am Campus West. Das Labor für Bewegungsanalyse vereint auf rund 2500 Quadratmetern Fläche die dazu notwendigen Kompetenzen der Hochschule wie zum Beispiel Elektronik, Künstliche Intelligenz, Augmented Reality, Robotik oder Sportwissenschaften. „Das AMLO wird in Zukunft eines der größten und besteingerichtetsten Labore dieser Art in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa sein. Kein Fußballbundesligist hat solche Diagnostikmöglichkeiten“, betont Laborleiter und Sportwissenschaftler Steffen Willwacher, Professor für Biomechanik und Grundlagen der Ingenieurswissenschaften an der Hochschule Offenburg. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es schon erste Kontakte zum Beispiel zu Leichtathleten wie dem Speerwerfer Johannes Vetter gibt. Aber auch Projekte mit Sportartikelherstellern und anderen Industriepartnern oder mit Breitensportvereinen sind in Planung oder werden schon durchgeführt.
Herzstück des AMLO ist das Gait Real-time Analysis Interactive Lab (GRAIL). Das rund 700.000 Euro teure Komplettsystem für die Laufanalyse, Ganganalyse und Rehabilitation konnte mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) angeschafft werden. Es ist derzeit europaweit nur an etwa 15 Universitäten und Hochschulen im Einsatz. In ihm sind die Vorteile eines Labors (kontrollierte Umgebung, hohe Messgenauigkeit) mit der Bewegung in einer virtuellen Umgebung (Hindernisse, Geräusche) vereint. Dem auf den ersten Blick normal aussehenden Laufband können verschiedene Herausforderungen wie bergauf- und -ablaufen oder schwankender Untergrund hinzugefügt werden. Gleichzeitig lassen sich Störungen der Bewegung wie beispielsweise das Wegschlagen lästiger Insekten mit den Händen systematisch provozieren, um zu studieren wie Menschen darauf reagieren. So kann die Gangstabilität einer Person unter sehr realistischen Bedingungen gemessen werden. Im Moment ist das System vor allem in der Rehabilitation beispielsweise bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen und weniger in der Forschung zur Sturzprävention im Einsatz. „Messen ist leichter als verstehen“, begründet dies Steffen Willwacher. Doch gerade das Verstehen will er mit seiner Forschung ermöglichen, denn die Folgekosten von Bewegungsarmut und menschlichen Stürzen sind hoch und werden aufgrund des demographischen Wandels in Zukunft noch weiter steigen.
„Dieses neue Angebot der Hochschule dient der Grundlagenforschung, aber auch dem Transfer und der Anwendung. Es ist somit gesellschaftsrelevant – sowohl im medizinisch-therapeutischen als auch im sportlichen Bereich“, erklärte der Offenburger Baubürgermeister Oliver Martini. Daher werde das AMLO selbstverständlich in die Konzeption des Sportparks im Rahmen der Landesgartenschau 2032 eingebunden. Eine Zusammenarbeit mit dem von der Stadt Offenburg geplanten Haus des Sports sei ebenfalls denkbar. Und in den zahlreichen Offenburger Vereinen und Einrichtungen gebe es sicherlich Mitglieder, die sich als Probandinnen und Probanden eignen könnten und auch gern bereit wären, dabei mitzumachen.