Inzwischen ist die Energiewende beschlossene Sache. Schon bald sollen regenerative Energien wie Windkraft, Biomasse, Sonnenenergie einen Teil der Energie liefern, den bisher konventionelle Kernkraft bereitgestellt hat. „Die regenerative Erzeugung, die Verteilung und die Nutzung elektrischer Energie sind die großen Herausforderungen der heutigen Zeit“, beschreibt Prof. Nachtigall die Ausgangslage für den neuen Studiengang Elektrische Energietechnik/Physik-plus. Der Studiengang, der jetzt an der Hochschule Offenburg angeboten wird, ermöglicht den Absolventen, an Lösungen zur Energieversorgung der Zukunft mitzuarbeiten. „Die regenerativen Energien werden eingebettet in die Elektrotechnik und das ganz praktisch und anwendungsorientiert. Die Studierenden lernen zum Beispiel Schaltungen zu entwickeln, mit denen man den Strom einspeisen kann.
Ein zentraler Baustein der Energiewende ist die Abkehr von konventionellen Großkraftwerken hin zu einer Vielzahl kleinerer Anlagen. Diese dezentrale Stromproduktion in Windkraft-, Blockheizkraftwerken oder speichergestützten Photovoltaikanlagen braucht ausgebildete Fachkräfte, die die dezentrale Stromeinspeisung durch intelligente Stromnetze - so genannte Smart Grids - managen.
Diese integrieren Erzeugung, Speicherung, Netzmanagement und Verbrauch in ein Gesamtsystem und beziehen dazu noch den Verbraucher und dezentrale kleine Energielieferanten und –speicherorte ein. So lassen sich die schwankenden Stromangebote der erneuerbaren Energien sowie der Verbrauch der Haushalte ausbalancieren. „Wie lässt sich Strom, der zu unterschiedlichen Zeiten erzeugt und verbraucht wird, intelligent verteilen?“, formuliert Prof. Nachtigall die Fragestellung an die intelligenten Stromnetze. In Zukunft könnte die Entwicklung dahin gehen, dass der Endverbraucher verschiedene Preise zu verschiedenen Zeiten zahlt. Zwar gibt es auch jetzt schon unterschiedliche Tarifsysteme. Mittels Smart Grids ist die Steuerung und Verteilung aber noch flexibler und intelligenter. Eine Firma könnte dann zum Beispiel eine Maschine abschalten, wenn wenig Strom zur Verfügung steht und dafür vom Stromanbieter bessere Konditionen bekommen.
Eine weitere Zukunftsbranche, in der Absolventen des EP-plus Studiengangs gesucht werden, produziert und forscht im Bereich der Elektromobilität. Elektrofahrzeuge spielen in Zukunft eine große Rolle. „Kommt der Strom für ihren Betrieb erst einmal aus regenerativen Energien, mindern sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und belasten die Umwelt nicht mit schädlichen Emissionen“, beschreibt Prof. Nachtigall die Vorzüge von Elektrofahrzeugen. Antriebstechnik und Leistungselektronik bilden Teilbereiche des Studiengangs EP-plus, das sind wichtige Bestandteile, die Absolventen für die Arbeit in der Automobilbranche brauchen.
„Natürlich kommen auch die klassischen Themen der Elektrotechnik nicht zu kurz. Im neuen Studiengang geht es allerdings mehr um große Stromstärken und Netze“, so Prof. Nachtigall zur Ausrichtung von EP-plus. Der Studiengang ist sehr anwendungsbezogen. Dafür sorgen nicht nur die neuen Labore, in denen Studierende Versuche an Photovoltaik- und kleinen Modellen von Windkraftanlagen durchführen können. Neu auf dem Lehrplan stehen auch rechtliche Aspekte, die mit dem Anlagebau zu tun haben. Die Studierenden erfahren beispielsweise, welche Richtlinien es gibt, wenn Strom aus einer Photovoltaikanlage ins Netz eingespeist werden soll.
Die Berufsperspektive von Studierenden, die den Plus-Studiengang gewählt haben, ist breit gefächert. Ihnen steht neben Industrie, Wirtschaft und Forschung auch eine Lehrertätigkeit an beruflichen Schulen offen. 15 Prozent der Studieninhalte sind Pädagogik und Didaktik, die die Pädagogische Hochschule Freiburg beisteuert. Der Studienschwerpunkt Physik hat damit zu tun: Um im Anschluss einen Masterstudiengang zu absolvieren, der zum Lehramt an beruflichen Schulen führt, brauchen die Absolventen zwei Fächer. Das erste ist Energie- und Automatisierungstechnik, das zweite Physik. „Hier ist der Bedarf an Lehrkräften groß“, erklärt Prof. Nachtigall die Schwerpunktsetzung. Wer sich nicht für das Lehramt entscheidet, ist trotzdem ein vollwertiger Ingenieur. Das Verständnis grundlegender Zusammenhänge ist allerdings größer, weil bei EP-plus mehr Physik und Chemie auf dem Stundenplan stehen. Die zwei mehrwöchigen Schulpraktika müssen alle Studierenden absolvieren, auch wenn sie sich gegen eine Schullaufbahn entscheiden. Die didaktischen und pädagogischen Elemente sind auf jeden Fall von Vorteil, betont Prof. Nachtigall: „Immer mehr Betriebe legen Wert auf Soft Skills. Es ist ein großer Vorteil, wenn ein Ingenieur einem Kunden allgemeinverständlich erklären kann, wie ein Produkt funktioniert.“
Abschluss Bachelor of Engineering (B. Eng.)
Studiendauer: 7 Semester
Studienbeginn: Wintersemester
Bewerbung bis zum 15. Juli 2012 (für das WS 2012/13)
Kontakt: Prof. Dr. Christoph Nachtigall, Telefon: 0781/205-246
E-Mail: christoph.nachtigall@hs-offenburg.de