Seit ihrer Gründung vor 60 Jahren hat sich die Hochschule Offenburg (HSO) von einer staatlichen Ingenieurschule zu einer breit aufgestellten Hochschule mit internationalem Netzwerk entwickelt. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Zukunft der Wirtschaft und Gesellschaft am Südlichen Oberrhein mitzugestalten. Die HSO hat das Jubiläumsjahr 2024 genutzt, um ihre wissenschaftliche Arbeit noch stärker als bislang in das gesellschaftliche Leben einzubinden. Dabei wurden viele neue Wege beschritten und Perspektiven aufgezeigt. Zum Ende gab es nun noch einmal reichlich Gelegenheit zu einem inspirierenden Austausch.
Den Auftakt bildete das 6. Upper Rhine Artificial Intelligence (URAI) Symposium, das anlässlich des 60. Geburtstags der Hochschule wie schon bei seiner ersten Auflage in Offenburg stattfand. Organisiert wurde die zweitägige Veranstaltung vom Institute for Machine Learning and Analytics (IMLA) der Hochschule Offenburg und vom Verein TriRhenaTech im Rahmen des Projekts TRinTEd (Interreg Oberrhein-Programm 2021-2027). Die Überschrift lautete „Angewandte KI im Zeitalter der generativen KI“. Nach zwei Workshops von Prof. Dr. Klaus Dorer und Prof. Dr. Janis Keuper mit jeweils gut 30 Teilnehmenden am ersten Tag sprachen am zweiten Tag Dr. Maike Paetzel-Prüsmann von Disney Research und Dr. Bart van der Sloot von der Tilburg University in den Niederlanden in ihren Keynotes vor gut 100 Zuhörenden über „Generative AI for Human-Robot Dialogue – Problem Solved?“ beziehungsweise „Regulating the Synthetic Society“. Darüber hinaus standen an diesem Tag wissenschaftliche Vorträge zum KI-Einsatz beispielsweise bei Geothermie-Bohrungen, im Qualitätsmanagement, bei der Fehlersuche in Gebäudeheizsystemen, bei der Solarstromerzeugung, bei der Untersuchung von Materialermüdung oder bei der Erschaffung von Text- und Bildinhalten auf dem Programm. Eine 45-minütige Poster-Session mit der Gelegenheit, den Experten Fragen zu den gezeigten Projekten zu stellen, rundete das Programm ab. Das Symposium wurde vom Interreg Oberrhein-Programm der Europäischen Union gefördert.
Anschließend feierte der Verein TriRhenaTech, der das URAI Symposium 2019 initiiert hatte, sein zehnjähriges Bestehen. Prof. Dr. Stephan Trahasch, Rektor der Hochschule Offenburg, und Prof. Dr. Franz Quint, Prorektor der Hochschule Karlsruhe und Sprecher von TriRhenaTech, konnten dazu mehr als 100 Gäste begrüßen, darunter auch vier der fünf Unterzeichner der Gründungsurkunde inklusive dem ehemaligen Rektor der Hochschule Offenburg Prof. Dr. Winfried Lieber. Heute gehören TriRhenaTech neben den Hochschulen Offenburg und Karlsruhe auch die Hochschulen Furtwangen, Kaiserslautern, Trier sowie die DHBW Lörrach für Deutschland, die Fachhochschule Nordwestschweiz für die Schweiz und das Netzwerk der 14 elsässischen Grandes Ecoles Alsace Tech für Frankreich an. Der grenzüberschreitende Hochschulverbund sei für die Mitglieder sowohl ein Antrieb, um Kompetenzen zu bündeln und weiterzuentwickeln, als auch ein Lösungstool, um gemeinsame Herausforderungen zu meistern, bestätigte Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in seinem Grußwort und wünschte alles Gute für weitere zehn Jahre und mehr.
Abschließend fand ein Festakt zum Jubiläum der Hochschule Offenburg statt. Rund 130 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erlebten unter dem Jubiläumsmotto „60 Jahre Zukunftsmut“ die gelungene Neugestaltung eines klassischen Veranstaltungsformats. Nach der Begrüßung durch Rektor Prof. Dr. Stephan Trahasch hob Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter die Innovationsleistung der HSO hervor und führte als Beispiele das Regionale Innovationszentrum für Energietechnik sowie das Robotikzentrum am Campus West an. Zudem wachse die Einbindung der Hochschule in die Gesellschaft, wie die Jubiläumsinitiativen Open Campus und Zukunftswerkstatt belegten. Nicole Büttner, Tech-Optimistin, Gründerin und CEO von Merantix Momentum, stellte in ihrem Vortrag „Play to win“ die Chancen heraus, die Künstliche Intelligenz für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung bietet. Büttner forderte Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft auf, von Nutzern zu Gestaltern von KI zu werden. Es folgte ein inspirierender Austausch von Nicole Büttner mit dem Geschäftsführer von BurdaSolutions Dr. Felix Kalkum sowie Dr. Bart van der Sloot und Prof. Dr. Janis Keuper. Die größte Herausforderung in der KI, waren sich die Diskutierenden einig, bestehe nicht in ausgereiften technischen Lösungen, sondern in einer breiten gesellschaftlichen Verständigung über Grundsatzfragen, etwa wofür KI überhaupt genutzt und welche Grenzen gezogen werden sollten. Umrahmt wurde die Veranstaltung von einer KI-generierten Musik- und Bild-Performance von Prof. Ephraim Wegner und Studierenden der HSO, die vom Publikum als ungewöhnlich und anregend empfunden wurde, zeigte sie doch das Experimentelle und Neue, für das die Hochschule Raum bietet – auch über das Jubiläumsjahr hinaus.