Mit der Stiftungsprofessur antwortet die Hochschule Offenburg auf die neuen Anforderungen der Digitalisierung in den technischen Studiengängen und die sich rasch verändernden Leistungsansprüche an Ingenieurinnen und Ingenieure.
Das Konzept der Professur zielt darauf ab, die technischen Disziplinen wie Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Elektrotechnik enger mit den Fachgebieten der Informatik zu vernetzen und durch den gegenseitigen Wissenstransfer neue und innovative Ansätze in Forschung und Lehre zu etablieren. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Integration der Bereiche Big Data und Data Analytics in die klassischen Ingenieursdisziplinen. Das Konzept sieht zudem den Wissenstransfer innerhalb und außerhalb der Hochschule Offenburg vor und setzt auf Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und der regionalen Wirtschaft.
„Die rasante Vernetzung und Digitalisierung in allen Lebensbereichen bieten erhebliche Lösungspotenziale für die vielen globalen Herausforderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie. Die Stiftungsprofessur ist Auszeichnung und Beleg für unsere bisher erfolgreiche Arbeit auf diesen Gebieten; sie versetzt uns in die Lage, unseren Fokus nun noch viel schneller und effektiver in Richtung Zukunft zu erweitern“, so Hochschulrektor Winfried Lieber.
Konsequenzen aus der digitalen Transformation
Der Fokus der Professur „Mechatronic Systems Engineering“ greift aktuelle Fragestellungen bei der Modellierung von verteilten Systemen auf. Dabei wird besonders den hybriden Modellen, die physikalisch-basierte Ansätze und daten-basierte Modelle kombinieren, großes Potenzial zugemessen. Inhaltlicher Schwerpunkt wird die noch wenig untersuchte Frage sein, unter welchen Bedingungen die daten-basierte Modellierung gegenüber physikalisch-basierten Modellierungsansätzen zielführend ist, oder wann hybride Ansätze Erfolg vorteilhafter sind.
Um diese Möglichkeiten effektiv einsetzen zu können, benötigen Ingenieurinnen und Ingenieure zukünftig fundierte Kenntnisse im Management von großen Datenmengen sowie eine erweiterte Kenntnis von Algorithmen zur Entwicklung von datengetriebenen Modellen.
„Von der Professur sollen auch wichtige Impulse zur Modernisierung des Lehrkonzeptes in der Informatik ausgehen“, so Prof. Dr. Treffinger, Studiendekan an der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der Hochschule Offenburg und einer der Initiatoren. „Hier gilt es, Strategien in den einzelnen Fachdisziplinen zu entwickeln von den grundständigen Studiengängen bis zum Master.“
Die Professur ist damit ein weiterer Baustein im Netzwerk der Professuren an der Hochschule Offenburg, die sich in den Fakultäten in vielfältiger Weise mit dem Thema Digitalisierung befassen und methodische Grundlagen für unterschiedlichste Anwendungen wie Robotik, Automotive, Energie oder Produktion erschließen.
Dass dieser Ansatz mit Blick auf forschendes Lernen erfolgreich ist, zeigt das Projekt um den humanoiden Roboter „Sweaty“. Der fußballspielende Campus-Liebling vereint ein Team aus Professoren und Studierenden der Fachbereiche Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Informationstechnik sowie Medien und Informationswesen, das von dem interdisziplinären Wissensaustausch zwischen den technischen Disziplinen und denen der Informatik profitiert.
Breite Unterstützung aus Wirtschaft und Wissenschaft
Der Antrag für die Stiftungsprofessur wurde erfolgreich von mehreren regionalen Wirtschaftsverbänden und Forschungseinrichtungen unterstützt. Dazu zählen die Wirtschaftsregion Ortenau (WRO), der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (wvib), das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) sowie die Hahn-Schickard-Gesellschaft.
„Der interdisziplinäre Ansatz aus den Bereichen Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Elektrotechnik mit dem Querschnittsthema Informatik entspricht den aktuellen und zukünftigen Entwicklungen des regionalen Arbeitsmarktes“, so WRO-Geschäftsführer Dominik Fehringer. „Für die Wirtschaftsregion Ortenau sind die Professur und das Konzept ein großer Gewinn und von vitalem Interesse für Region und Hochschule. Die Professur ist zudem eine wichtige Basis für Forschungskooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen.“ Und auch Christof Wittwer vom Fraunhofer ISE ist vom Potenzial der Stiftungsprofessur überzeugt: „Der Fokus der Professur Mechatronic Systems Engineering greift aktuelle Fragestellungen bei der Modellierung von verteilten Systemen auf. Hier wird den hybriden Modellen, die physikalisch-basierte Ansätze und daten-basierte Modelle kombinieren, ein großes Potenzial zugemessen. Die Einrichtung der Stiftungsprofessur wird unsere Zusammenarbeit mit der Hochschule Offenburg erweitern und vertiefen.“
Die Kooperation mit Forschungseinrichtungen, Verbänden und Unternehmen sichert die Innovationskompetenz der Hochschule und der Region, denn die Entwicklung neuer Studieninhalte orientiert sich nicht zuletzt am Bedarf der regionalen Wirtschaft. Für erfolgreiche mittelständische Unternehmen ist die Hochschule Offenburg deshalb eine zentrale Anlaufstelle, um qualifizierten Fach- und Führungsnachwuchs in die Unternehmen zu holen. Durch diese Zusammenarbeit konnten an der Hochschule Offenburg in den vergangenen Jahren bereits mehrere Stiftungsprofessuren realisiert werden.
Brücke für technologische Zukunftssysteme
Mit der Förderung von Stiftungsprofessuren verfolgt die Carl-Zeiss-Stiftung das Ziel, neue und zukunftsweisende wissenschaftliche Schwerpunkte zu etablieren. Der Hochschule ermöglicht die Stiftungsprofessur Studienangebote noch besser auf die Anforderungen der Zukunft auszurichten. Hierzu der Mechatronik-Studiendekan Stefan Hensel: „Durch die digitale Transformation werden mechatronische Systeme intelligenter und autonomer, und der Schwerpunkt des mechatronischen Dreiecks „Mechanik-Elektronik-Informatik“ verschiebt sich entsprechend. Um Studierende bestmöglich auf diesen Wandel vorzubereiten, erweitern wir das Studienangebot Mechatronik systematisch unter dem Studiengang „Mechatronik und Autonome Systeme“ mit den Schwerpunkten „Robotik und Industrielle Mechatronik“ und „Fahrzeugmechatronik und Elektromobilität“. Die von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Professur wird diesen Prozess optimal unterstützen.“
Nach Ablauf des bewilligten Stiftungszeitraums von fünf Jahren wird die Hochschule Offenburg die Professur aufgrund ihrer Bedeutung für die wissenschaftliche Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Hochschule in den eigenen Haushalt übernehmen. Die Hochschule Offenburg bedankt sich bei allen Unterstützern und freut sich auf eine erfolgreiche und spannende Zusammenarbeit.