Globale Energiewende - und die Verantwortung der Ingenieure

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Beim Greenlight-Symposium am Donnerstag an der Hochschule Offenburg informierten sich über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Herausforderungen der globalen Energiewende – und rückten dabei die gesellschaftliche Verantwortung der Ingenieure in den Mittelpunkt.

Wer den Rektor der Offenburger Hochschule, Winfried Lieber, nach der gesellschaftlichen Verantwortung der Ingenieure fragt, wird eine klare Antwort erhalten: Angesichts von Klimawandel, demografischem Wandel, Digitalisierung oder dem globalen Bevölkerungswachstum sei „die dringende Notwendigkeit für Ingenieure zu gestalten und zu handeln nie so hoch gewesen wie in heute“, sagte der Rektor zum Auftakt des „Greenlight-Symposiums“, das diesen Donnerstag über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Hochschule Offenburg lockte. Lieber konstatierte einen zunehmenden Bedarf an klimafreundlichen Technologien und damit an „gut ausgebildeten, interdisziplinär und nachhaltig denkenden Fachkräften.“

Die auf dem Symposium gestellte Hauptfrage lautete: Wie gehen wir mit dem globalen Klimawandel um? „Unser Umgang damit wird das Leben zukünftiger Generationen entscheidend prägen“, formulierten es die Veranstalter des Symposiums, die Hochschule Offenburg und die gemeinnützige Madame-Ilsa-Foundation, die durch Technologie- und Wissenstransfer Hilfe zur Selbsthilfe im Schwellenland Marokko leisten möchte. Experten aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gaben den ganzen Tag über Einblicke über unterschiedliche Bereiche der Energiewirtschaft und stellten Schlüsseltechnologien für die Energiewende dar wie etwa dezentrale Energieversorgung, die Energiespeicherung, intelligente Vernetzung und Sektorkopplung am Beispiel von Schulgebäuden, die Digitalisierung der Energiewirtschaft, SmartHome-Technologien im Netzverbund der Energie oder  genossenschaftliche Konzepte zur Energieversorgung.

Am Beispiel Marokkos wurde über die technologischen Herausforderungen der Energiewende diskutiert: „Marokko hat eigentlich ein riesiges Potenzial, was erneuerbare Energien angeht“, sagt Dr. Ing. Karl-Heinz Sternemann von der Madame-Ilsa-Foundation. Aber in dem Schwellenland werden noch über 95 Prozent der Energie vor allem in Form von Öl und Gas importiert. „Eines der größten Probleme des Landes besteht darin, dass die Energieversorgung in Händen großer Konzerne ist und es keinen Mittelstand und damit auch keine dezentralen Strategien zur Stromversorgung gibt.“ Die Energiepreise sind für die meisten Menschen unerschwinglich, aber auch aufgrund einer mangelnden Infrastruktur fehlt vielen Menschen dort der Zugang zu Licht und Energie.

Die studentische Initiative „Greenlight für Marokko“, die ihre Aktivitäten während des Symposiums präsentierte, hilft bedürftigen Menschen Licht und Strom zum Lernen und Arbeiten mittels dezentraler Solarenergiesysteme selbst zu produzieren. „Dass Studierende die Initiative ergreifen, ihr Wissen, ihre Zeit und ihre Energie dafür einzusetzen, dass mehr Menschen in Marokko sich Elektrizität künftig leisten können, sind Zeichen dafür, dass diese jungen Menschen davon überzeugt sind, dass sei eine gesellschaftliche Verantwortung haben“, lobte Hochschulrektor Lieber. Langfristig gehe es aber um die energetische Eigenversorgung des Landes, das insbesondere aus der Sonne Energie schöpfen könnte: „Die Greenlight-Initiative hilft, durch Technologietransfer und interkulturelle Zusammenarbeit ressourcenschonende Technik zu nutzen und zu entwickeln.“

Dass es in Sachen Energiewende auf Deutschland bezogen noch reichlich Gesprächsstoff gibt, zeigte die abschließende Podiumsdiskussion am Abend: Während etwa Staatssekretär Dr. Andre Baumann vom baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima, Energiewirtschaft für die „Einführung einer CO2-Steuer“ plädierte, verglich Rektor Lieber eine solche Abgabe mit dem „Ablasshandel im Mittelalter.“ Auch die Frage, ob denn nun besser dezentrale oder zentrale Ansätze in der Energieversorgung sinnvoller seien, war durchaus umstritten: „Wir brauchen sowohl die großen Offshore-Anlagen und die Stromtrassen von Nord nach Süd, als auch die lokalen Ansätze und die Photovoltaikanlagen auf den Dächern“, sagte Staatsekretär Baumann. Einig war man sich allerdings an einem Punkt: Für die Energiewende braucht es nicht nur andere Marktmodelle und politische Strategien, sondern vor allem auch technologische Innovationen.