Außergewöhnliche Masterarbeit

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Student erforscht an der Hochschule Offenburg wie das Bestücken einer Druckmesszelle bei der VEGA Grieshaber KG automatisiert werden kann.

Die Projektbeteiligten stehen hinter dem Tisch mit dem Roboter der programmiert wird.
© VEGA Grieshaber KG

Freuen sich über den bislang guten Verlauf des außergewöhnlichen Projekts (v.l.): Martin Laurowski und Tobias Lerch von der NELA Brüder Neumeister GmbH, Student David Pfister, Masterand Tom-Felix Kraus vom Cleff, Student Roman Haas, Dominik Fehrenbach von VEGA und Prof. Dr. Thomas Wendt.

Mehr als zehn Arbeitsschritte sind nötig, bis die keramische Messzelle des Herstellers aus Schiltach bereit ist für ihren Einsatz in der Druckmesstechnik. Einen davon könnten künftig Roboter erledigen. Dabei geht es um das Greifen der Lötscheiben und Kontaktstifte sowie deren Positionierung an der richtigen Stelle auf der Messzelle. Bisher ist dafür mühevolle Handarbeit nötig, die viel Konzentration erfordert und daher ermüdend sein kann. Student Tom-Felix Kraus vom Cleff arbeitet nun seit Monaten daran, einen Roboter so zu programmieren, dass dieser den Arbeitsschritt korrekt ausführen kann. Dazu ist der mehr als 20.000 Euro teure Roboter, den ihm VEGA zur Verfügung stellt, eigens im Work-Life Robotics Institute (WLRI) der Hochschule aufgebaut worden. Die NELA Gebrüder Neumeister GmbH aus Lahr stellt zudem die komplette, hoch genaue innovative Kameratechnik sowie die dazugehörige Auswertesoftware bereit.

Teile aus dem 3D-Drucker

Mit der Programmierung allein ist es jedoch nicht getan. Die Saugspitzen des Greifers, mit denen sich der Roboter die Lötscheiben und Kontaktstifte packt, etwa müssen eigens konstruiert und im 3D-Drucker am Hochschul-Campus in Gengenbach gefertigt werden.

Dabei ist der Zeitplan straff. Bis Ende August muss die Masterarbeit fertig sein – und der Roboter die Messzelle bis dahin bestenfalls innerhalb einer Minute bestücken können. Einen ersten Meilenstein hat sich Kraus vom Cleff für den 1. Juli vorgenommen: Dort soll die erste automatische Montage erfolgen. „Ich bin optimistisch, dass wir das hinbekommen“, sagt er. „Wir“, damit meint der Masterand auch Roman Haas, Werkstudent bei VEGA, und David Pfister, Student und wissenschaftlicher Mitarbeiter am WLRI, die ihn bei dem Projekt unterstützen.

Um auf die Aufgabe bestens vorbereitet zu sein, hat Tom-Felix Kraus vom Cleff an einer mehrtägigen Programmierschulung beim Roboterhersteller Kuga teilgenommen. Außerdem befindet sich das Studententeam in regem Austausch mit VEGA, war mehrfach in Schiltach vor Ort und hat bei Fragen jederzeit Ansprechpartner im Unternehmen. Diese sind mit der Entwicklung des Projekts bisher mehr als zufrieden. „Das Projekt macht, was es soll“, fasst Dominik Fehrenbach, Leiter der Abteilung Production and Test Technology bei VEGA, zusammen.

Den Menschen entlasten

Interessiert begleitet auch Thomas Wendt, Leiter des WLRI, die Arbeit. „Ich bin superstolz“, sagt er zum Fortschritt der Studenten und rechnet mit „einem tollen Ergebnis“. Wendt hat die Professur für Kobotik und soziotechnische Systeme an der Hochschule Offenburg inne, die von 14 Mitgliedern des Industrieverbands wvib – darunter VEGA – gestiftet wurde. Der Begriff Kobotik steht für kollaborative Robotik und bezeichnet die Zusammenarbeit von Roboter und Mensch – etwas, das in der Industrie immer weiter an Bedeutung gewinnt. Die Automatisierung bietet auch mit Blick auf den demografischen Wandel viele Chancen. Es gehe dabei nicht darum, den Menschen durch Roboter zu ersetzen, betont Fehrenbach. „Im Gegenteil: Es geht darum, den Menschen zu entlasten.“ Gleichzeitig wolle VEGA die industrielle Produktion der Zukunft mit vorantreiben und unterstütze deshalb die Hochschule Offenburg und das Robotik-Zentrum. „Es ist uns wichtig, dass bereits Studierende mit den neuesten Technologien Erfahrungen sammeln – und ihr Wissen dann als Fachkräfte einbringen können“, so Fehrenbach weiter.

Tom-Felix Kraus vom Cleff hat Spaß an seiner Masterarbeit. „Das Projekt ist das optimale für mich“, freut er sich, dass die Schwerpunkte Konstruktion und Programmieren gleichermaßen enthalten sind. Anders als andere Masteranden, die für ihre Abschlussarbeit nur einen kleinen Teil eines Großprojekts bearbeiteten, „darf ich mit VEGA ein ganzes, in sich abgeschlossenes Projekt umsetzen“.