Schon als Kind war der gebürtige Stuttgarter vielseitig künstlerisch unterwegs. Als Sängerknabe bereiste er die Welt, zeichnete Comics und kaufte sich mit 14 Jahren die erste Super 8-Kamera. Als Schüler drehte er Stop-Motion-Animationen, dann Experimentalfilme mit visuellen Effekten und schließlich Kurzspielfilme. Eigentlich wollte er Freie Malerei an einer Kunstakademie studieren, doch die Eltern rieten zum Lehramt. Nach der Staatsprüfung in Kunsterziehung und anschließend in Medienpädagogik, absolvierte der vielseitig Interessierte noch ein Ergänzungsstudium in Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaft.
Seiner Leidenschaft für Bewegtbild in Experimental- und Animationsfilmen ließ er derweil in Installationen und Happenings freien Lauf, stellte seine Malerei in Kunstausstellungen aus und sang fünf Jahre lang im "Comedian Sextett" als hoher Tenor in Frack und Zylinder die Lieder der Comedian Harmonists. Nachts jobbte er zusätzlich als Lastwagenfahrer, um sich das teure Material für Filmprojekte zu verdienen. Sein experimenteller und künstlerischer 16mm-Film "Ätznaton" (ein Punk der 80er-Jahre schlüpft in die Rolle des revolutionären Ägypter-Königs Echnaton) gewann Filmpreise, wurde im Fernsehen ausgestrahlt und bildete den Einstieg in die Filmwirtschaft als Cutter, Kameramann, Animator und Regisseur. Das Lehramt war erst einmal vergessen.
1991 wurde dann die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg gegründet. Gruner war vom ersten Tag dabei, baute als künstlerisch-wissenschaftlicher Assistent die Abteilung Filmgestaltung auf und arbeitete bis 1996 daran mit, die Filmhochschule zu einer der zehn besten in der Welt zu machen.
Anschließend kehrte er als Regisseur und Filmproduzent in die Filmwirtschaft zurück: Er arbeitete für Mercedes-Benz (Werbung) und Böhringer-Pharma (wissenschaftliche Animation), blieb aber nebenbei Gastdozent für Animationsfilm an der Filmakademie. Hinzu kamen Lehraufträge an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, der damaligen Fachhochschule Offenburg und der Freien Hochschule Metzingen. 2000 wurde er auf eine Professur für Video/Animation an der Fachhochschule Schwäbisch Hall berufen.
Ein Jahr später wechselte er als Professor für die Gestaltung digitaler Medien - Animationsfilm, Experimentalfilm, Medienkunst, Kunst- und Kulturgeschichte, Philosophische Ästhetik an die Hochschule Offenburg. Im ausgelagerten Filmstudio der Hochschule Offenburg in Ohlsbach baute er die Abteilung für Animationsfilm auf und setzte sich in der Fakultät Medien für die Geisteswissenschaften ein.
Er konnte Förderungen für Filmproduktionen von Studierenden beschaffen wie "Die Helden von Bern" (mit 75 Filmkopien 3 Monate lang in 300 Kinos in Deutschland, 20.000 verkaufte DVDs, ca. 1 Million Downloads), organisierte und kuratierte internationale Kunstausstellungen wie "Der Nachtkrapp" (Museum Hurrle Durbach, Université de Strasbourg, Zayed University Abu Dhabi) und stieg in die Organisation und Programmgestaltung für das jährlich stattfindende trinationale studentische Filmfestival "Shorts" mit ein. Schließlich hatte er als langjähriger Programmgestalter des Internationalen Trickfilmfestivals Stuttgart (100.000 Zuschauende und tausende Akkreditierte aus aller Welt) viel Erfahrung auf dem Gebiet.
Von Hubert Burda wurde er mehrmals zu Vorträgen in den "Hohen Horn-Kreis" eingeladen ("Ich wusste nicht, dass Ihr an der Hochschule drüben Filme dreht und Kunst macht"). Nachdem Burda sich für einen Neubau für die Fakultät Medien eingesetzt hatte, wurde Gruner Baubeauftragter für das neue D-Gebäude und plante zusammen mit Architekt Leicht vom Hochbauamt Freiburg, Prof. Heiner Behring und AV-Studioleiter Moser das perfekte Film-, Animations- und Audio-Studio der Zukunft. Mit Eröffnung des D-Gebäudes 2009 konnten die Studierenden in Offenburg ihre Filme genauso professionell produzieren wie an der Filmakademie in Ludwigsburg.
Mit seinem Kollegen Heiner Behring startete er 2009 zudem den Studiengang "medien. gestaltung und produktion", heute "mediengestaltung produktion film animation grafik interaktion", einen Gestaltungsstudiengang mit künstlerischer Aufnahmeprüfung (Mappe, Klausur, Fachgespräch; Begabtenprüfung), und war von 2009 bis 2023 dessen Studiendekan. Behring und Gruner wollten ihre Aktivitäten in einem trinationalen Master-Studiengang "Film" krönen. Doch dazu kam es leider nicht.
Götz Gruner blieb unverdrossen, schrieb Texte über den Animationsfilm in Büchern und Katalogen, vertrat den deutschen Animationsfilm im Ausland für das Institut für Auslandsbeziehungen (Auswärtiges Amt) und für das Goethe-Institut und war in verschiedenen Fachverbänden aktiv (Vorstand im Filmbüro Baden-Württemberg, Vorstand im Animationsfilmverband Deutschland und Vorstand im Verein Internationales Trickfilmfestival Stuttgart).
Als Mitglied im Animation Cluster der Region Stuttgart vermittelte er den Studierenden Praktika und später Jobs. Durch die Unterstützung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg beteiligte er die Hochschule Offenburg am trinationalen Interreg-Projekt "Film am Oberrhein" und am Interreg-Projekt "CinEuro". Im Interreg-Projekt "RhinEdits" konnte er hunderte historische Amateurfilme suchen, finden und so für die Nachwelt retten. Zusammen mit der Université de Strasbourg baute er die "Cinémathèque du Rhin supérieur" auf: Das kollektive filmische Gedächtnis der Region Oberrhein.
Mit Götz Gruner verlässt ein schwäbischer Tausendsassa die Hochschule und geht einem sicherlich kreativen Unruhestand entgegen.